Märchenstunde mal anders

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Bei der KinderUni am Samstag ging es um Geschichten und Geschichtenerzähler. Zwei Referenten gaben auch Einblicke das Geschichtenerzählen in Film und Fernsehen.

Nur zwei von vielen glücklichen Kindern:<br>Amelie und Lena zusammen mit Sozialarbeiterin<br>Melanie Kilger nach der KinderUni.

Es war einmal vor gar nicht allzu langer Zeit, da fanden sich viele neugierige Kinder an einem sonnigen Samstag im Gerhard-Neumann-Bau der Hochschule Mittweida ein. Was machten sie dort an einem Samstag, werdet ihr euch fragen. Sie lauschten zwei Geschichtenerzählern, die jede Menge wunderbare Geschichten im Gepäck hatten. Aber fangen wir doch ganz von vorne an....

Jeder liebt Geschichten. Am meisten aber die Kinder. Deshalb behandelte auch die KinderUni am vergangenen Samstag Geschichtenerzähler und deren Geschichten. Zwei professionelle Geschichtenerzähler gaben eine etwas andere Erzählstunde vor fast 90 Kindern. Eltern und Geschwister fanden im Nachbarhörsaal Platz und konnten dort die Vorlesung per Liveübertragung mitverfolgen. Die Referenten waren Peter Gottschalk, Professor für Film und Fernsehen an der Hochschule Mittweida und leitender Redakteur beim Fernsehsender „arte, und Gunnar Dedio, ein bekannter Film- und Fernsehproduzent aus Leipzig. Gemeinsam erzählten sie von Geschichten und wie man sie überliefert, welche Werkzeuge man dafür braucht und wie professionelle Geschichtenerzähler heutzutage arbeiten. Außerdem sollten sie aufzeichnen, was ihnen bei der Vorlesung am besten gefällt.

 

Alte Geschichten immer noch aktuell

Aber nun zurück zu den Geschichten: Was macht eigentlich eine gute Geschichte aus?
Spannend muss sie sein, mit vielen Abenteuern und wundersamen Wesen, da waren sich die Kinder einig. Das ist beispielsweise bei „Rotkäppchen“ der Fall, einem Märchen der Gebrüder Grimm aus dem Jahre 1837. Peter Gottschalk und Gunnar Dedio wählten bewusst diese Geschichte aus, denn fast jeder kennt sie., auch die meisten Kinder der KinderUni am Samstag – entweder hatten sie sie von ihren Eltern gehört, einen Märchenfilm gessehen oder sogar selbst davon gelesen. Wenn die Geschichte so bekannt ist, muss es wohl eine gute Geschichte sein - oder?
„Eine Geschichte erzählt sich gut, wenn sie spannend ist“, so Dedio, der das Erzählen von Geschichten zu seinem Beruf gemacht hat. „Außerdem funktioniert eine unerwartete Wendung immer sehr gut.“ Also genau wie bei der Geschichte von Rotkäppchen.

Aber wie kommt es, dass eine so alte Geschichte noch heute bekannt ist?
„Früher wurden die meisten Geschichten mündlich überliefert, indem sie einfach immer weiter erzählt wurden – es gab ja noch keine Schrift“, erklärte Gottschalk. Was dabei alles schief gehen kann, demonstrierten die Dozenten mit dem Spiel „Stille Post“. Sie flüsterten den Kindern einen Satz ins Ohr, den sie jeweils ihrem Nachbarn leise anvertrauen sollten. Das letzte Kind in der Reihe durfte nach vorne kommen und den Satz laut aussprechen. Häufig erinnerten sich die Kinder nicht mehr genau an den Satz oder er hatte eine andere Bedeutung bekommen.
„Das gehört dazu. Durch Vergessen oder Missverständnisse verändern sich Geschichten im Laufe der Zeit“, weiß Dedio. Es sei aber einfacher geworden, seitdem es die Schrift gibt. Gottschalk nannte als Beispiel die Bibel: „Die Geschichten darin wurden über Tausende von Jahren überliefert.“

Ich erzähle eine Geschichte und packe hinein...

Mittlerweile gibt es aber genügend andere Möglichkeiten, um eine Geschichte festzuhalten, zum Beispiel Filme. Diese gebe es seit ungefähr 100 Jahren, so Gottschalk. Dedio erklärte den Kindern, welche Werkzeuge denn nötig seien, um einen Film zu machen. Neben Tontechnik, Beleuchtung und Drehbuch ging er dabei besonders auf die Aufgaben eines Regisseurs und der Filmmusik ein. „Der Regisseur sagt den Darstellern, was sie zu tun haben. Und die Musik drückt Gefühle aus und schafft die richtige Stimmung“, so Dedio.

Ein tierisches Spektakel

Aber wie geht das, wenn die Darsteller keine Menschen sind und nicht auf die Zurufe reagieren? Hier zeigte Dedio einen Ausschnitt aus dem Film „Die wilde Farm“, den er selbst mit produziert hat. Darin sind hauptsächlich Tiere zu sehen. Aber wie machen die Tiere genau das, was sich der Regisseur gerade wünscht?

Neben Tiertrainern bedient man sich noch viel einfacheren Methoden. „Wenn wir die Aufmerksamkeit einer Ratte wollen, locken wir sie mit dem Geruch ihres eigenen Nestes. Und wenn wir möchten, dass ein Schwein den Kopf hebt, halten wir ihm unbekanntes Stroh vor die Nase“, erklärte Dedio.
Großes Gelächter brach aus, als im Film zu sehen war, wie die Schweine auf dem Bauernhof im Weiher schwimmen. „Das machen sie allerdings ganz von alleine, Schweine schwimmen instinktiv immer zum Land – deshalb nahmen Seefahrer früher auch immer ein paar Schweine mit an Bord“, weiß Dedio. Wer wissen möchte, was auf der „wilden Farm“ noch alles passiert, kann die DVD auch in der Hochschulbibliothek ausleihen und zu Hause auf dem Sofa Neues über das Leben der Farmtiere lernen. Die Kinder, die Geburtstag hatten, bzw. kurz nach oder vor der KinderUni, bekamen die DVD sogar geschenkt.

„Hier ist lernen ganz leicht“

Nach der Veranstaltung strömten die Kinder aus dem Saal, um ihren Eltern stolz zu berichten und ihre selbst gemalten Bilder zu zeigen.
Viele möchten auch das nächste Mal wieder bei der KinderUni dabei sein. So auch die siebenjährige Lena, die schon öfter an Kindervorlesungen an der Hochschule Mittweida teilnahm. „Am besten haben mir die Filme gefallen“, sagte sie. „Die KinderUni gefällt mir immer besser als die Schule. In der Schule muss man immer so viel lernen, aber hier ist das ganz leicht. Nächstes Mal möchte ich auch wieder mitmachen“, so Lena.

Die KinderUni ist auch immer Teamwork.Die nächste KinderUni findet am 7. Mai statt - ausnahmsweise an einem Sonntag. Teilnehmen können wissbegierige Kinder zwischen acht und zwölf Jahren. Alle „Nachwuchswissenschaftler“ bekommen  einen Studienausweis und können bei jeder  Kindervorlesung einen Stempel sammeln.      Wer am Ende eines Studien- oder Vorlesungsjahres alle Stempel hat, kann  sich auf eine kleine Überraschung freuen.  Jedes Kind sollte für die KinderUni angemeldet werden.


Bei der Vorlesung anlässlich des 150jährigen Hochschuljubiläums im Spiegelpalast am 7. Mai 2017 geht es um das Thema „Woher kommt der Strom aus der Steckdose ?“.

Weitere Infos zur KinderUni hier.


Text: Irina Heß
Fotos: Helmut Hammer