Dialog Kontrovers: Kollege oder Konkurrent Roboter?

Dialog Kontrovers: Kollege oder Konkurrent Roboter?

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Rückblick: Keine Angst vor künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt.
Nächster Dialog: Der gläserne Bürger zwischen Überwachung und Sicherheit.

Dialog Kontrovers zu digitalen Arbeitswelten mit Prof. Adrian Müller, Dr. Andreas Bischof, Prof. Dr. Leif Goldhahn und Moderatorin Dr. Inga-Maria Eichentopf.

Die Digitalisierung der Arbeit stand beim dritten „Dialog Kontrovers“ dieses Sommersemesters im Mittelpunkt. Unter der Überschrift „Digitale Arbeitswelten: Roboter und Algorithmen – neue Partner oder Konkurrenz“ waren am Mittwoch, dem 19. April, im Fokus des Gesprächs die Veränderung der Arbeitswelt durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), Daten- und Textanalysen bei der Planung von Produktionsstrecken und die Verwendung von Robotern zur Unterstützung des Menschen.

Dass der Einsatz neuer Technik einen signifikanten Einfluss auf die Art hat, wie wir arbeiten und auch leben, steht außer Frage. Die Auswirkungen auf den einzelnen Menschen in Form von digitalem Stress und die Veränderung des (Stellen-)Wertes der Arbeit sowie die damit verbundenen zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen sind jedoch kaum abschätzbar.

In der Runde zur Arbeit 4.0 diskutierten moderiert von Dr. Inga-Maria Eichentopf Prof. Adrian Müller, Professor am Fachbereich Informatik der Hochschule Kaiserslautern, Dr. Andreas Bischof, Nachwuchsgruppenleiter an der Professur Medieninformatik an der TU Chemnitz, sowie Prof. Dr.- Ing. Leif Goldhahn, Professur für Produktionsinformatik an der Hochschule Mittweida.

Professor Müller und Dr. Bischof waren sich einig: Die Leistungsfähigkeit der künstlichen Intelligenz wird überschätzt. Wenn überhaupt, dann wird es noch mehrere Jahrzehnte dauern, bis man mit Hilfe von KI das menschliche Gehirn nachbilden kann. Professor Müller betonte, dass eine KI derzeit lediglich dazu fähig ist, immer nur eine ganz eng begrenzte Aufgabe zu erfüllen. Sie sei demnach weit davon entfernt, dem Menschen Konkurrenz zu machen.

Auf den positiven Effekt der verbesserten Ressourceneffizienz durch eine optimierte Planung von Produktionsabläufen und die Verwendung von Algorithmen wies Professor Goldhahn hin. Er sieht Roboter und Virtual Reality als Unterstützung für den Menschen, die zu verbesserten Arbeitsbedingungen führen.  

Weiterhin waren die Gäste des Abends sich einig, dass Teamfähigkeit, Kreativität, Bereitschaft zu stetigem Lernen und soziale Fähigkeiten die Qualitäten sind, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Zukunft mitbringen müssen, um optimal mit Robotern und KI zusammen arbeiten zu können.
Konsens herrschte auch dazu, dass uns die Arbeit nicht ausgehen wird. Tätigkeitsfelder werden sich stark verändern oder wegfallen, jedoch kommen auch eine Reihe neuer Berufe hinzu.
Dr. Bischof kritisierte dagegen die schlecht bezahlten, meist nicht sozialversicherten und vergleichsweise unregulierten Arbeitsbedingungen von über App-Plattformen vermittelten Dienstleistungen. Hinter vernetzten Angeboten der sog. „Gig-Economy“ stünden oft Menschen, die sogar Daten für KI-Systeme vorbearbeiteten.

In der insgesamt eher positiven Beurteilung der Digitalisierung unserer Arbeitswelt durch die Diskutanten kann jedoch festgehalten werden, dass die Menschen nicht dazu verdammt sind, der technischen Entwicklung „hinterherzulaufen“, sondern sich auf ihre Fähigkeiten außerhalb von Routinearbeit und Leistungsoptimierung konzentrieren sollten. Denn der menschliche Faktor ist das wirtschaftliche Potential der Zukunft.

Nichts zu verbergen - nichts zu befürchten? Der gläserne Bürger ist Thema am kommenden Mittwoch

Noch näher an uns allen ist das Thema des nächsten Dialogs am kommenden Mittwoch, dem 8. Mai: "Digitale Transparenz - Der 'gläserne Bürger' zwischen Überwachung und Sicherheit"

Der absolute Überwachungsstaat war 1949 eine Fiktion, als George Orwell ihn in „1984" beschrieb. Aber zu Beginn der 1980er Jahre schien er für die (west-)deutsche Bevölkerung mit der geplanten Volkszählung real zu werden: Persönliche Daten sollten erhoben, computergestützt ausgewertet und gespeichert werden. Jedoch: der "gläserne Bürger" wurde von Bundesverfassungsgericht mit dem "Recht auf informationelle Selbstbestimmung" abgewendet und der Schutz der Privatsphäre damit als Grundrecht bestätigt. Im 21. Jahrhundert scheint die Privatsphäre den Annehmlichkeiten technologischer Möglichkeiten zu weichen und die Erfassung persönlichster Daten mit jedem technologischen Fortschritt niederschwelliger und massentauglicher. Mit Smartphone, Smarthome und Co. generieren wir wachsende Datenströme, die privatwirtschaftlichen und staatlichen Institutionen detaillierte Einblicke in unser Leben gewähren.
Sind wir derart an die smarte Überwachung und die totale digitale Transparenz gewöhnt, dass wir sie als Normalzustand wahrnehmen? Und welche Rolle spielt der Schutz der Privatsphäre in einer Zeit, in der sich die Behauptung "Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten" hartnäckig hält?

Diese Fragen diskutieren am kommenden Mittwoch, dem 8 Mai, unter der Überschrift "Digitale Transparenz - Der 'gläserne Bürger' zwischen Überwachung und Sicherheit" Wilfried Karl, Präsident der Zentrale Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (ZITiS), und Dr. Dennis-Kenji Kipker, Vorstandsmitglied der Europäischen Akademie für Informationsfreiheit und Datenschutz (EAID). Angehörige aller Fakultäten sowie Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen mitzudiskutieren.

Im Blick, im Web: Der Dialog Kontrovers wird live gestreamt. Fast alle Veranstaltungen können auch nachgesehen werden. Zeit und Ort: Jeden zweiten Mittwoch von 18:15 bis 20:15 Uhr im Studio B, Grunert-de-Jácome-Bau der Hochschule Mittweida (Am Schwanenteich 4b, barrierefrei zugänglich). Die Plätze im Studio B sind begrenzt. Alle Veranstaltungen sind aber auch im Live-Stream zu verfolgen auf „Kanal EINS – Hochschule Mittweida Aktuell“

Alle Termine, Themen und weitere Informationen sowie Links zu den Aufzeichnungen finden sich stets aktuell hier: www.hs-mittweida.de/dialog-kontrovers