Belarussische Perspektiven in Wirtschaft und Studium

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„Keep IT simple“. Wirtschaftsforum bringt Vertreter zweier Länder zusammen. Internationaler Studiengang bekommt Zuwachs.

Teilnehmer der Podiumsdiskussion beim II. Deutsch-Belarussischen Wirtschaftsforum der Hochschule Mittweida.
Das Deutsch-Belarussische Wirtschaftsforum <br>der Hochschule Mittweida fand im <br>Jahr 2018 zum zweiten Mal statt.

Für jede Wirtschaft ist die Digitalisierung aktuell eines der bestimmenden Themen. Intensiver Austausch von Erfahrungen und Wissen sowie die gemeinschaftliche Bearbeitung von Herausforderungen im multilateralem Rahmen steigern die Erfolgswahrscheinlichkeit. Nur fehlt dazu allzu oft ein adäquates Forum.

Diesem Mangel nimmt sich die Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschule Mittweida an. Beim Deutsch-Belarussischen Wirtschaftsforum erhalten Vertreter beider Länder die Gelegenheit, sich intensiv auszutauschen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Digitale Trends und Entwicklungen standen deshalb bei der zweiten Ausgabe am 6. November 2018 im Studio B der Hochschule Mittweida im Mittelpunkt.

„Bei der Digitalisierung und Automatisierung müssen wir in Chancen denken“, appellierte Ralf Heipmann, Geschäftsführer des Leipziger Technologieunternehmens Communisystems-Care. „Gerade die jetzige Zeit bietet unheimlich viele Möglichkeiten und an den Hochschulen, speziell hier in Mittweida, entstehen viele gute Gedanken, die noch stärker auf die Straße gebracht werden können.“

Mehr als 100 Forscher, Politiker und Unternehmer nahmen die Botschaft der Vorträge und Diskussionsrunden auf; im persönlichen Gespräch entstanden erste Ideen für gemeinschaftliche Kooperationsprojekte.

Das II. Deutsch-Belarussische Wirtschaftsforum brachte Vertreter der beiden Nationen zusammen.Prof. Dr. Andreas Schmalfuß, Dekan der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen, begrüßte Botschafter Denis Sidorenko (M.) und Landtagspräsident Dr. Matthias Rösler.

„Es herrscht ein großes Interesse, freundschaftliche Beziehungen zwischen Deutschland und Belarus zu schaffen. Deshalb freue ich mich, dass viele meiner Landsleute nach Mittweida gekommen sind, um hier die sächsischen Vertreter zu treffen“, sagte Denis Sidorenko, Botschafter der Republik Belarus.
Deutschland ist für sein Land einer der fünf wichtigsten Handelspartner. Der Warenaustausch stieg im Jahr 2017 stark an: Die Importe aus Deutschland kletterten im Vergleich zum Vorjahr nach Angaben des Auswärtigen Amts um 28 Prozent auf 596,5 Millionen US-Dollar, während die belarussischen Exporte nach Deutschland im gleichen Zeitraum um 17 Prozent auf 428,2 Millionen US-Dollar stiegen.

Trotzdem ist das Wissen um den Gegenpart und möglichen Partner bisher nur in Teilen verankert. „Für mich war interessant zu lernen, wie gerade Weißrussland verschiedene Incentivierungsmöglichkeiten geschaffen hat, um wirtschaftliche Entwicklung zu beschleunigen. Das war mir in der Tiefe bisher nicht bewusst“, so Harald Rehberg, Geschäftsführer von CFH Management.

So hat die Republik Belarus etwa im Jahr 2005 eine Sonderwirtschaftszone geschaffen, um die Entwicklung von IT-Unternehmen im eigenen Staat vorteilhaft zu gestalten. Mittlerweile sind 192 Unternehmen im „Belarus Hi-Tech Park“ registriert, wobei 35 Prozent vollständig von ausländischen Investoren und weitere 24 Prozent als Joint Venture finanziert wurden.

Das Wirtschaftsforum bot Raum für den persönlichen Austausch unter allen Teilnehmern.Die Hochschule Mittweida informierte die Teilnehmer unter anderem über das Doppelabschlussprogramm JOIN IM.

In Mittweida stellten die Vertreter beider Nationen im persönlichen Austausch fest, dass sie ähnliche Fragen zu lösen versuchen. „Die Themen unterscheiden sich gar nicht so von den sächsischen. Dazu zählen etwa Bildung, Ausbildung und Fachkräfte“, resümierte Rehberg die Berichte der Weißrussen beim II. Deutsch-Belarussischen Wirtschaftsforum: „Das über die Hochschulen in dieser Form zu verankern halte ich für eine sehr gute Leistung.“

Dieser Einschätzung schloss sich auch der Präsident des Sächsischen Landtags, Dr. Matthias Rösler, an: „Es geht natürlich auch um den Austausch auf akademischer Ebene und den Austausch von Studenten – es studieren ja viele Studenten aus Weißrussland hier in Mittweida. Gerade bei der Gewinnung von Fachkräften wollen wir in Zukunft auch verstärkt auf Belarus schauen. Das lebt vom Austausch. Deshalb hoffen wir, dass unsere Bildungseinrichtungen genauso eng kooperieren wie die Unternehmen.“

JOIN IM-Doppelabschlussprogramm wird intensiviert

Ein Beispiel für eine gelungene Initiative ist das Projekt JOIN IM der Mittweidaer Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen. Ziel der ersten vom DAAD geförderten Phase war die Entwicklung und Durchführung des englischsprachigen Doppelmasterprogramms „Industrial Management“ mit dem Schwerpunkt „Innovation & Business Expansion“.  Neben der Vermittlung wissenschaftlich fundierter Fachkenntnisse im Rahmen des Master of Science fördert die erlebte und gelebte Internationalität durch das Studium in zwei Ländern die Persönlichkeitsentwicklung der Studentinnen und Studenten.

„Durch die Einbindung von Partnern aus der Wirtschaft konnten unsere Studenten und Studentinnen schon während des Studiums vielfältige Einblicke in die Umsetzung ihres an der Hochschule Mittweida erworbenen Wissens sammeln und es selbst praktisch anwenden“, sagte Dr. Ramona Kusche, Leiterin des Prorektorats Hochschulentwicklung bei der Abschlussveranstaltung des DAAD-Projekts am 7. November.

Bei der Abschlussveranstaltung zur DAAD-Förderung des Projekts zogen die Anwesenden ein sehr positives Fazit.Prof. Dr. Dr. Serge Lukin von der BSU Minsk schloss sich dem Fazit an. Seine Universität hält an der Kooperation fest.

Die Hochschule Mittweida und die Belarussische Staatliche Universität in Minsk führen das Doppelabschlussprogramm deshalb fort. „Schon jetzt bestätigen uns die beteiligten Unternehmen, dass es durch JOIN IM gelungen ist, die Entwicklung einer hoch qualifizierten Nachwuchsgeneration im Management in Mittel- und Osteuropa anzustoßen“, so Prof. Dr. Serge Velesco, der das Projekt auf Seiten der Hochschule Mittweida federführend betreute.

„Osteuropa ist der wichtigste Partner unserer Fakultät. Dass bereits in der ersten Phase des Projekts zwei Studierendengruppen das Programm erfolgreich absolviert haben und ein deutsch-belarussisches Unternehmensnetzwerk entstand, ist für unsere Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen ein erster Erfolg, den wir schnell ausbauen werden“, erklärt Prof. Dr. Andreas Schmalfuß, Dekan der Fakultät. „Dass mit der Technischen Universität Grabovo und der Universität für Transport in Moskau jetzt gleich zwei neue Partner dazukommen, macht uns sehr optimistisch, dass dies gelingt.“