Der rappende Einzelkämpfer als Brückenidentität

Der rappende Einzelkämpfer als Brückenidentität

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Vergangene Woche: Brückenidentitäten als Weg in den Extremismus. Am Mittwoch: Das Böse im Täter.

Besteht ein Zusammenhang zwischen Rapmusik<br>und der Zugehörigkeit zum sogenannten<br>"Islamischen Staat"? Die Vorlesung suchte Antworten.

Das Spielen mit antisemitischen Voreingenommenheiten und die egomanischen Posen der umstrittenen Echo-Preisträger Farid Bang und Kollegah waren fast eine Steilvorlage für das, was die Psychoanalytikerin Prof. Dr. Angelika Ebrecht-Laermann vergangenen Mittwochabend in ihrem Beitrag zur Ringvorlesung „Das Böse ist überall?“ als „Brückenidentität“ bezeichnete.

Die Referentin hat sich intensiv mit der Kunstform des Gangsta-Raps beschäftigt und versucht, Verbindungen zu bisherigen Ergebnissen aus der Arbeit mit inhaftierten Radikalisierten und den Erfahrungen mit dem salafistischen Extremismus zu ziehen.

Erbrecht-Laermann ist bei ihrer Forschung auf die subkulturelle Kunstfigur des „Einzelkämpfers“ gestoßen, der in vielen Rap-Songs besungen und zelebriert wird. Von dort ergebe sich eine Art Brücke zu realen biografischen Verläufen in Karrieren von Radikalisierten.

Sie verwiesen auf eine innerseelische Verarbeitung von sozialen Randexistenzen, die in selbstverliebte Kränkungserfahrungen und aggressive Selbst-Heroisierung münden können.

Aufschlussreich und erschreckend waren die Parallelen, die die Referentin zur "Ästhetik" des "Islamischen Staats" (IS) aufzeigen konnte – zur „Umma“, im Islam die Bezeichnung für Gesellschaft, als kollektivem Identitätsprojekt eines weltumspannenden Gottestaates.

Nach Ebrecht-Laermann werde dort ein überhöhender Gewaltexzess zelebriert, der bei jenen beginnt, die ihren inneren Krieg auf ein äußeres Böses, beispielsweise die westliche Welt, projizieren.
Die „Brückenidentität“ des rappenden Einzelkämpfers könne hier als psychodynamischer Brandbeschleuniger wirken, indem er Radikalisierungen in Gang setzen könne - jedoch nicht muss, wie in der anschließenden Debatte angeregt diskutiert wurde.

Am nächsten Mittwoch, 23. Mai: Das Böse im Täter. Un(be)greifbar?

Sind Täter böse Menschen? Was treibt sie zu ihren (schrecklichen) Taten? Kann man hinter der bösen Tat den Menschen noch erkennen und verstehen? Und: Lässt sich das Böse bändigen, zähmen oder gar zum Guten wenden durch ein staatliches Strafsystem, welches bestraft, „weggesperrt“ und resozialisieren möchte?

Antworten gibt Rechtsanwalt, Autor und Kriminologe Dr. Thomas Galli.

Öffentliche Ringvorlesung im Sommersemester an der Hochschule Mittweida: 13 Veranstaltungen gehen „dem Bösen“ auf den Grund.

Nach 2012, 2014 und 2016 gibt es zum vierten Mal es an der Hochschule Mittweida eine öffentliche Ringvorlesung. Alle zwei Jahre findet sie im Wechsel mit der 2017 erfolgreich gestarteten Veranstaltungsreihe „Dialog kontrovers“ statt. Beide Formate werden vom Institut für Kommunikation, Kompetenz und Sport an der Hochschule (IKKS) organisiert.

In diesem Semester geht es um „das Böse“: Das Böse ist überall. Es scheint uns täglich zu begegnen - in den Nachrichten über Terrorangriffe, Naturkatastrophen, Epidemien, über Amokläufe oder die Unbarmherzigkeit politischer Autokraten, aber auch als Lüge, Betrug und Täuschung im menschlichen Miteinander.

Die einzelnen Vorlesungen gehen dem Bösen über seine vielen Erscheinungsformen hinweg auf den Grund. Dreizehn Vorlesungen mit Referentinnen und Referenten aus unterschiedlichen Disziplinen und Institutionen beleuchten, klären auf – und regen an zum Gespräch. Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen.

Die Vorlesungen finden im Zeitraum vom 21. März bis 20. Juni 2018 immer mittwochs von 18:15 Uhr bis ca. 20:00 Uhr im Zentrum für Medien und Soziale Arbeit der Hochschule Mittweida (Bahnhofstraße 15) statt. Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich. Der Eintritt ist kostenlos.

Die Vorlesung ist auch per Live-Stream auf "HSMW 1 aktuell" und auf facebook zu sehen. Darüber hinaus werden (fast) alle Vorlesungen aufgezeichnet und auf dem YouTube-Kanal der Hochschule bereitgestellt. Bitte beachten: Die Vorlesung von Frau Prof. Dr. Angelika Ebrecht-Laermann steht nicht als Video zur Verfügung.

Ausführliche Informationen zur Ringvorlesung mit allen Terminen und Themen sowie den Links zur Aufzeichnung  finden sich hier.