Manipuliertes Gemüse: Der Teufel steckt im Detail

Manipuliertes Gemüse: Der Teufel steckt im Detail

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Rückblick Ringvorlesung: Von der Pflanzenzüchtung zum strukturellen Bösen.
Ausblick auf diesen Mittwoch: Brückenidentitäten im Extremismus.

Egoistische Gene, böse Technik?<br>Claudia Hösel vom IKKS begrüßt den Dozenten und sein<br>großes Publikum zur siebten Veranstaltung der<br>öffentlichen Ringvorlesung an der Hochschue Mittweida.

In der öffentlichen Wahrnehmung gilt sie mitunter als Inbegriff des Bösen – am Mittwoch vergangener Woche stand sie im Blick der Ringvorlesung an der Hochschule Mittweida: die Gentechnik. Unter der Überschrift „Egoistische Gene, böse Technik, oder was?“ begab sich Röbbe Wünschiers, Professor für Biochemie und Molekularbiologie an der Fakultät Angewandte Computer- und Biowissenschaften auf Spurensuche an der Grenze einer Technologie und ihrer Wahrnehmung. Mit ihm unterwegs waren rund zweihundert Interessierte.

Anhand der traditionellen Pflanzenzüchtung zeigte Wünschiers, dass Eingriffe in das Erbgut alles andere als neu sind. Bereits vor 7000 Jahren versuchten die Menschen, Eigenschaften von Nahrungsmittelpflanzen nach ihren Vorstellungen zu verändern. Während unsere Vorfahren viel Geduld brauchten, um die gewünschten Resultate zu erhalten, können wir heute mit moderner Gentechnik gezielt in Genome eingreifen und generieren präzisere Ergebnisse. Gentechnik sei damit nicht per se böse – der Teufel stecke vielmehr im Detail. Das im Kontext Gentechnologie aus seiner Sicht „strukturell Böse“ zeigte der Professor am Geschäftsmodell des Saatgutherstellers Monsanto und plädierte zugleich für eine strikte Trennung zwischen der Gentechnik und der Verwertung dieser Technik in der Wirtschaft.

Dass das Böse immer an menschliches Handeln geknüpft ist, verdeutlichte Wünschiers unter anderem an der CRISPR-Technologie, einer Methode, die es erlaubt, DNA gezielt zu schneiden und anschließend zu verändern. CRISPR verspreche neue Möglichkeiten bei der Heilung von Erbkrankheiten, ermögliche es jedoch auch, Eizellen nach bestimmten Eigenschaften zu selektieren. Hier warf Wünschiers die Frage auf „Wollen wir das?“ und warb zugleich für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Gentechnik.

In der anschließenden Diskussion beschäftigte das Publikum insbesondere die Frage, was wir aus dem menschlichen Erbgut lesen können und welche Eigenschaften über die Vererbung weitergegeben werden.

Die Vorlesung von Prof. Dr. rer. nat. habil. Röbbe Wünschiers wurde aufgezeichnet und steht zum Nachschauen und -hören auf und auf dem YouTube-Kanal der Hochschule zur Verfügung.

Am nächsten Mittwoch, 16 Mai: Einzelkämpfer - Brückenidentitäten zum Extremismus?

Der Vortrag von Angelika Ebrecht-Laermann interpretiert das Motiv des Einzelkämpfers am Beispiel von Songs aus dem Gangsta-Rap und von Erfahrungen in der Arbeit mit dem salafistischen Extremismus. Sie geht der These nach, dass das Böse in Form extremistischer Identitäten und Gewaltexzesse etwa des IS nicht erst im gesellschaftlichen Abseits entsteht, sondern dass es sich bereits in Brückenidentitäten aus Erzählungen der Subkultur herausbildet. Zerstörerisch wirkt, dass der Einzelkämpfer als unverletzlicher, omnipotenter Einzelner heroisiert und idealisiert wird.

Prof. Dr. phil. Angelika Ebrecht-Laermann ist psychologische Psychotherapeutin und psychologische Gutachterin.

Bitte beachten: Diese Vorlesung wird nicht live übertragen und nicht aufgezeichnet.

 

Öffentliche Ringvorlesung im Sommersemester an der Hochschule Mittweida: 13 Veranstaltungen gehen „dem Bösen“ auf den Grund.

Nach 2012, 2014 und 2016 gibt es zum vierten Mal es an der Hochschule Mittweida eine öffentliche Ringvorlesung. Alle zwei Jahre findet sie im Wechsel mit der 2017 erfolgreich gestarteten Veranstaltungsreihe „Dialog kontrovers“ statt. Beide Formate werden vom Institut für Kommunikation, Kompetenz und Sport an der Hochschule (IKKS) organisiert.

In diesem Semester geht es um „das Böse“: Das Böse ist überall. Es scheint uns täglich zu begegnen - in den Nachrichten über Terrorangriffe, Naturkatastrophen, Epidemien, über Amokläufe oder die Unbarmherzigkeit politischer Autokraten, aber auch als Lüge, Betrug und Täuschung im menschlichen Miteinander.

Die einzelnen Vorlesungen gehen dem Bösen über seine vielen Erscheinungsformen hinweg auf den Grund. Dreizehn Vorlesungen mit Referentinnen und Referenten aus unterschiedlichen Disziplinen und Institutionen beleuchten, klären auf – und regen an zum Gespräch. Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen.

Die Vorlesungen finden im Zeitraum vom 21. März bis 20. Juni 2018 immer mittwochs von 18:15 Uhr bis ca. 20:00 Uhr im Zentrum für Medien und Soziale Arbeit der Hochschule Mittweida (Bahnhofstraße 15) statt. Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich. Der Eintritt ist kostenlos.

Ausführliche Informationen zur Ringvorlesung mit allen Terminen und Themen sowie den Links zur Aufzeichnung  finden sich hier: www.hs-mittweida.de/ringvorlesung