Winnetou hinter Gittern

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Karl May-Lesenacht zum fünfjährigen Jubiläum des Dauerleserekords 2011

Rektor Ludwig Hilmer beginnt die Lesenacht<br>mit einem Rückblick auf den Medientrubel<br>2011, der bis zur ISS reichte.

Eine kleine Kammer hinter Gitterstäben, schwaches Licht einer orangefarbenen Leselampe, ein gemütlicher Ohrensessel - und jede Menge Bücher. Doch nicht irgendwelche, sondern Karl Mays Werke: Winnetou Band 1-3. In diesem Ambiente startete gestern Abend in der Begegnungsstätte "1865" die "Karl May - gefangene Visionen" - Lesenacht zum fünfjährigen Jubiläums des Kulturweltrekords.

Es war ein besonderes Ereignis für die Hochschule und die Hochschulstadt Mittweida im Frühjahr 2011: ein Kulturweltrekord hinter Gittern mit mehr als 55.000 Seiten, 3000 Vorlesern, sieben Wochen mit 7 Tagen je 24 Stunden, in denen ohne Unterbrechung das Gesamtwerk von Karl May gelesen wurde. Zur Jubiläumslesenacht beteiligten sich von gestern Abend 19 Uhr bis 7 Uhr heute früh insgesamt 43 Vorleser, die jeweils 10 Minuten in der Gefängniszelle Platz nahmen, einige auch mehrfach in der Nacht. Der 19. April ist kein zufällig gewähltes Datum, es markiert das „Bergfest“, die Mitte des siebenwöchigen Lesezeitraums von Mitte März bis Anfang Mai im Jahr 2011. Genau 141 Jahre zuvor, vom 14. März bis zum 3. Mai 1870, war Karl May im Gefängnis in Mittweida - eine eher unbekannte Episode im Leben des meistgelesenen deutschen Schriftstellers und eines der erfolgreichsten Autoren weltweit.

Die damalige Producerin Stefanie Walter organisierte auch in diesem Jahr die Lesenacht und erinnert sich gern fünf Jahre zurück:

 „Ich hatte mir damals neben Karl Mays Zelle meine eigene eingerichtet – ein kleines Sofa und die Kleider an Nägeln an die Wand gehängt, immerhin musste ich jederzeit abrufbar sein, falls beispielsweise nachts kein anderer lesen konnte. Manchmal habe ich dann fünf Minuten geschlafen, andere Male auch zwei Stunden.“ 

 


Bekannte Gesichter unter den Vorlesern

Zu den diesjährigen Lesern zählten Studierende, Beschäftigte der Hochschule und Mittweidaer, von denen einige auch schon 2011 zum Dauerleserekord beitrugen. So auch Manfred Markgraf. Seine Einsatzbereitschaft vor fümf Jahren machte ihn zum Rekordhalter mit insgesamt 2100 vorgelesenen Minuten. Auch Rektor Ludwig Hilmer las in der vergangenen Nacht. Von ihm stammt die Idee zum Projekt vor fünf Jahren. Als Karl-May-Fan hat er alle dessen Werke gelesen. Jedes Jahr zu Weihnachten und zum Geburtstag wurde seine Büchersammlung um ein Buch vergrößert, die restlichen hat er sich ausgeliehen.

Wenn man sich unter den Lesern umhörte, wurde mehrfach davon gesprochen, dass gerade Karl Mays Werke so besonders sind, da sie vor 140 Jahren und genauso noch in 140 Jahren aktuell sein werden. Zu seinen literarischen Helden wie Old Shatterhand, Winnetou oder Kara Ben Nemsi konnten viele Generationen durch seine Bücher oder Verfilmungen eine Beziehung aufbauen, die sie lange begleitet. Stefanie Walter schätzt besonders Karl Mays Art Dinge, Situationen und Menschen detailreich zu beschreiben, die er persönlich gar nicht oder erst viel später erlebt und kennen gelernt hat. Für ihre Assistentin Josephine Senger waren die Filme des Wilden Westens Teil des familiären Sonntagessens und ein Highlight jeder Woche.