Offene Hochschule für den Ingenieurnachwuchs

Offene Hochschule für den Ingenieurnachwuchs

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Hochschule Mittweida und TU Chemnitz starteten gemeinsames Projekt „Open Engineering“. Hochschulzugang für breite Zielgruppen ermöglicht akademische Karriere.

"Lebenslange Weiterbildung und die Öffnung der Hochschulen für neue Zielgruppen sind die zeitgemäßen Antworten auf Fachkräftebedarf und demografischen Wandel. Sie schaffen so für jeden Einzelnen die Chance, sich neben Beruf und Familie flexibel weiterzuentwickeln und zu qualifizieren." Auf diesen von Bundesbildungsministerin Johanna Wanka formulierten Anspruch haben die Hochschule Mittweida und die Technische Universität Chemnitz eine gemeinsame Antwort gefunden: "Open Engineering".

Am Montag Nachmittag fand an der Hochschule Mittweida der Eröffnungs-Workshop für das gemeinsame Projekt mit Vertretern von Hochschulen und der Wirtschaft satt. Ziel von "Open Engineering" ist eine bedarfsorientierte und flexible ingenieurwissenschaftliche Ausbildung in Sachsen.

Das in Mittweida und Chemnitz entwickelte Angebot soll demnach für unterschiedliche Zielgruppen zugeschnittene Zugänge oder den Wiedereinstieg in die Hochschule öffnen und das akademische Studium ermöglichen: Beruflich Qualifizierte, Studienabbrecher, Berufsrückkehrer oder Weiterbildungsorientierte erhalten bei entsprechender Qualifikation einen Hochschulzugang und studieren auf der Basis einer hochschulübergreifenden, durchgängigen, praxisverzahnten und berufsbegleitenden Studiengangplattform für ingenieurwissenschaftliche Fächer.

Der Prorektor Forschung und Entwicklung der Hochschule Mittweida, Gerhard Thiem, begrüßte die rund 40 Teilnehmer und stellte die Herausforderungen an Innovationen in der Hochschul-Lehre vor. Sein Rückblick in die Geschichte neuer Lehr- und Lerntechnologien - beginnend mit dem Ende der 1990er Jahre - zeigt, dass sich inzwischen die allmähliche Durchdringung der klassischen Bildungsprozesse durch neue Formen herauskristallisiert hat. Professor Thiem stellte auch bereits erfolgreich etablierte Angebote wie den Masterstudiengang "Nachhaltigkeit in gesamtwirtschaftlichen Kreisläufen" vor oder auch die "Access Courses", die Berufstätige auf den Hochschulzugang vorbereiten - ein Angebot, das in dieser Woche auch in die nächste Runde startet.

Der Rektor der Hochschule Mittweida, Ludwig Hilmer, machte in seinem Grußwort deutlich, dass das Projekt sowohl ein großartiges Geschenk sei, das viele Wünsche erfüllt, als auch eine Herausforderung an die Akteure an beiden Hochschulen bedeute.

Auch der Prorektor für Lehre, Studium und Weiterbildung der TU Chemnitz, Christoph Fasbender, freut sich über das gemeinsame Projekt von Universität und Hochschule für angewandte Wissenschaften. Er betonte, dass es dabei nicht nur um moderne Lernformen gehe, sondern vorausgehend auch um Reflektionen über die an der Hochschule praktizierte Didaktik.

Angelika C. Bullinger-Hoffmann, Professorin für Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement an der TU Chemnitz, stellte unter der Überschrift "Alles neu?! Trends der Lehr-Lernkonzepte in MINT" neue Methoden im Lernen und Lehren vor, wie Just in Time Teaching, MOOCs, E-Portfolios, Gamification/Serious Games oder die schon weit verbreiteten Inverted/Flipped Classrooms.

Erfahrungen aus der ersten Runde im BMBF-Wettbewerb "Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen" trug Franziska Lorz, Projektkoordinatorin "Offene Hochschule Zwickau" von der Westsächsischen Hochschule Zwickau bei. Sie berichtete über die Erkenntnisse in drei Handlungsfeldern: Hochschulzugang und Anrechnung, Flexible Studienmodelle sowie Bedarfsgerechte Weiterbildung.

Über Bedarfe der Wirtschaft an künftige ingenieurwissenschaftliche Abschlüsse konnte Professor Rolf Hiersemann aus drei Perspektiven sprechen: als mittelständischer Unternehmer, als Vorstand des VDI Sachsen und als Lehrender an der Fakultät Elektro- und Informationstechnik der Hochschule Mittweida. Blended Learning trage zur Effektivierung der ingenieurtechnischen Ausbildung bei, so Hiersemann. "Im Sondermaschinenbau brauchen wir gut ausgebildete Absolventen." Einige Anforderungen formulierte der Unternehmer, darunter: sichere Grundlagen der MINT-Fächer und anwendungsbereites Wissen aus höheren Semestern. Von seinem Ingenieurnachwuchs erwarte er unter anderem auch Bereitschaft zur Verantwortung, Bindung zur Region und soziales Engagement.

Vom Facharbeiter zum Dr.-Ing.

Anschließend stellte Dagmar Israel vom Institut für Technologie- und Wissenstransfer der Hochschule Mittweida das Konzept des Projekts detailliert vor. Zur Sicherung von Fachkräften im Engineering-Bereich ist mit "Open Engineering" geplant, ein durchgängiges Bildungsmodell "vom Facharbeiter zur Promotion" zu etablieren. Dies soll auch durch neue Formen der Lehrprozessgestaltung begleitet werden, vor allem durch Begleitung im Studieneinstieg, eine durchgängige Praxisintegration und die Einbindung von Blended Learning in allen Phasen des Lernprozesses.

Mit der Entwicklung neuer Studien-und Zertifikatsangebote an der Hochschule Mittweida sollen erstmalig Fachhochschulstudium und universitäres Studium verknüpft werden und ein hochschulübergreifender Austausch von Lehrinhalten erfolgen. Definierte Übergänge zwischen den Hochschulen auf Basis von Überleitungsmodulen ermöglichen einen Masterabschluss im künftigen Studienangebot "Innovation Engineering" oder eine Beteiligung am Doktoratsprogramm der TU Chemnitz.

Der Bund fördert

Für ihr Konzept einer "Interdisziplinären Studienplattform Open Engineering - Ein offenes Studienmodell zur Sicherung von Fachkräften im Engineering-Bereich" erhalten die beiden Hochschulen eine Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Die Hochschule Mittweida gehört nun zu den 97 Hochschulen und Universitäten in Deutschland, deren Projekte gefördert werden. Das Projekt hat in der ersten Förderphase eine Laufzeit vom 1. August 2014 bis zum 31. Januar 2018.

Weitere Informationen zum Projekt Open Engineering auf den Seiten des Instituts für Technologie und Wissenstransfer der Hochschule Mittweida.


Studium für Berufstätige: "ACCESS COURSE 2015" startet am Donnerstag

Die Hochschule Mittweida bietet nicht erst mit Open Engineering ein innovatives Angebot für die akademische Weiterbildung. Sie hat bereits mit den im ESF-Projekt "Access Courses" entwickelten Blended-Learning-Kurs zur Studienvorbereitung für Berufstätige sehr gute Erfahrungen gemacht und zu einem dauerhaften Bildungsangebot weiterentwickelt. "Blended Learning" wird auch als "integriertes Lernen" bezeichnet, weil es traditionelle Lernformen in Präsenzveranstaltungen mit ortsunabhängigem E-Learning verbindet. Lernen kann so effizienter und flexibler werden - besonders auch für berufstätige Menschen.

Der Studienvorbereitungskurs für Berufstätige startet am 11. Dezember mit einem Schnupperkurs in Mathematik.

Zeit und Ort: Donnerstag, 11.12.2014, 17:00 Uhr - 20:00 Uhr, Grunert-de-Jacome-Bau (Haus 6) | Raum 6.04.42

Die Hochschule Mittweida spricht mit dem Kurs Studieninteressenten an, die nach längerer Qualifizierungspause den Einstieg in ein Hochschulstudium anstreben. Neben dem bisherigen Bewerberkreis ohne Hochschulzugangsberechtigung ist das Angebot besonders geeignet zur Reaktivierung des Wissens für Meister, Techniker, Fachwirte und weitere Absolventen beruflicher Weiterbildungsprogramme.

Nähere Einzelheiten und Informationen zur Anmeldung: www.access-courses.de