Die Mittweidaer Studenten treten bei der Preisverleihung in der Kategorie "Bestes Nachwuchs-Konzept" an. Eingereicht hatten die Entwickler ihr Spiel Ende Januar 2013.
"Das eigentliche Game ist im vergangenen Jahr entstanden", erzählt Tobias Tauscher, Projektleiter für Konzeption und Design. Für den Wettbewerb haben die Studenten dann in zwei sehr arbeitsintensiven Wochen eine eigene Demoversion erstellt. Wichtig sei es, die Ideen und die Innovationskraft gut zu vermitteln, die hinter dem Projekt stehen. Und gerade damit wollen die Mittweidaer punkten. Thomas Schmieder, Senior Projektleiter und Betreuer bei Gamecast erklärt: "Unser Spiel verfolgt im Gegensatz zu klassischen Videospieltiteln neue Ansätze. So wurden zum Beispiel viele Entwicklungen unserer Forschungsgruppe in das Game implementiert: zum Beispiel die Mimikerkennung, die wir zusammen mit dem Fraunhofer IIS angepasst haben, oder die darauf basierende Animation der Mimik des Spielercharakters. Diese erkennt den Spieler über die Webcam und ermöglicht ganz neue und verblüffende Spielelemente. So wird der Spieler beispielsweise je nach Alter und Geschlecht anders vom Erzähler des Spiels angesprochen. Andere Game-Elemente können über das Schließen der Augen oder ein Lächeln ausgelöst werden." Außerdem flossen die Grundidee und die Ergebnisse des Forschungsprojektes Gamecast in das Spiel mit ein. Dadurch kann das Onlinespiel verwendet werden, um aus den tatsächlich gespielten Szenen der Gamer einen Animationsfilm zu erstellen. Die Produktion einer dazugehörigen Animationsepisode wird gerade zusammen mit dem Animationsstudio Pixable umgesetzt.
"Wir haben bei Null angefangen"
Besonders stolz können die studentischen Entwickler sein, weil in den vergangenen Jahren meist etablierte Game-Hochschulen für die Preise nominiert wurden. "Unser Hauptziel als Forscher war ja nicht ein Spiel zu entwickeln, sondern die Entwicklung und Erprobung neuer Techniken und Game-Formen", sagt Schmieder: "Dennoch war ein großer Teil der Arbeit das Verfeinern und Abstimmen des Gameplays, damit das Spiel tatsächlich Spaß macht. Daher freuen wir uns umso mehr über die Nominierung beim Computerspielepreis." Auch wurde mit Urban Legend zum ersten Mal ein derart groß angelegtes Spiel von Mittweidaer Studenten entwickelt. Schmieder meint: "Urban Legend macht eigentlich alles, von dem ich anderen Studentenprojekten abraten würde: Es hat möglichst realistisch angelegte Charaktere, Optik und Animationen. Außerdem ist es voller experimenteller, technischer Neuerungen, die ohne die Informatik-Studenten in unserem Team nie machbar gewesen wären. Trotzdem haben wir sehr darauf geachtet, eine gute Story und ein atmosphärisch dichtes Setting zu erschaffen. All das hat den Aufwand, die Anforderungen und die Risiken extrem gesteigert und uns einige Male fast zum Verzweifeln gebracht."
Auf Erfahrungen in diesem Bereich konnte nicht zurückgegriffen werden. Die Arbeitsphasen am Spiel fanden größtenteils in der Freizeit der Studenten statt und zogen sich oft bis tief in die Nacht hinein. "Wir haben sozusagen bei Null angefangen und in intensiver Arbeit etwas geschaffen, das große Anerkennung findet. Die Nominierung ist jetzt das i-Tüpfelchen", meint Tauscher.
Der Deutsche Computerspielepreis wird von den Branchenverbänden BIU e.V. und G.A.M.E. e.V. gemeinsam mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsminister Bernd Neumann getragen. Verliehen werden die renommierten Auszeichnungen am Mittwoch, den 24. April im Kino International in Berlin. Die Hochschule Mittweida drückt dem gesamten Gamecast-Team die Daumen und wünscht maximale Erfolge.
Übrigens:
Im Rahmen des Studiengangs "Medieninformatik und Interaktives Entertainment" können Studenten an der Hochschule Mittweida bei Profis wie den Mitarbeitern des Animationsstudios Pixable das Handwerkszeug für die Spielebranche erwerben.
Link zum Trailer von "Urban Legend": http://www.youtube.com/watch?v=oNHaiVHTNR8