Grenzen überschreiten

Grenzen überschreiten

HSMW-Top-News, HSMW-News

„Crossing Borders“ mit 30 Studierenden aus Europa in Mittweida erarbeitet sozialarbeitswissenschaftliche Themen international und interdisziplinär.

Gruppenfoto mit rund 50 Personen auf großer Treppe.
„Crossing Borders“ in Mittweida: Europäische Begegnung von Studierenden und Lehrenden der Sozialen Arbeit nach gemeinsamer Online-Phase.

Ende November war die Hochschule Mittweida (HSMW) Gastgeberin für 30 Studierende und ihre Dozentinnen aus sechs Ländern. Der persönlichen Begegnung bei „Crossing Borders“ vom 24. bis 28. November vorangegangen waren zwei Monate grenzüberschreitende Online-Gruppenarbeit zu Themen wie Flucht und Migration, Elternschaft, Wohnungslosigkeit, Gemeinwesenarbeit und Jugendsozialarbeit. Das Format mit der Kombination aus Online- und Präsenzphasen nennt sich „Blended Intensive Programme“ (BIP). Internationale Partner:innen der Fakultät Soziale Arbeit der HSMW bei „Crossing Borders“ sind Hochschulen und Universitäten in Norwegen, den Niederlanden, Belgien, England und Spanien.

Während der Abschlusswoche in Mittweida präsentierten die Teams ihre Forschungsergebnisse vor der Hochschulöffentlichkeit und erhielten Feedback von zwölf Lehrenden aus allen Partnerinstitutionen, darunter den Mittweidaer Professor:innen Nadine Kuklau und Simon Moses Schleimer.

Internationale Menschen und interdisziplinäre Themen

Die Teams berichteten, wie ungewohnt die ersten digitalen Treffen waren: Unterschiedliche Sprachen, Herangehensweisen an Forschung und Erwartungen an Sozialarbeit, die erst nach und nach zu einer gemeinsamen Arbeitsweise führten. Auf diese konnte in Mittweida nun aufgebaut werden.

Die Forschungsprojekte spiegelten die Vielfalt aktueller Herausforderungen in der Sozialen Arbeit in Europa wider. Ein Team untersuchte, wie sich eine bewusste Reduktion der täglichen Smartphone- und Social-Media-Nutzung auf die emotionale Widerstandsfähigkeit von Jugendlichen auswirkt. Eine weitere Gruppe erforschte, wie algorithmisch kuratierte Inhalte in Sozialen Medien das Verhalten und die psychische Gesundheit junger Nutzer:innen beeinflussen. Im europäischen Vergleich wurde deutlich, dass Jugendliche überall ähnliche Erfahrungen machen, aber die medienpädagogische Begleitung in den Ländern unterschiedlich stark ausgeprägt ist.

Auch die Lebenssituation wohnungsloser Menschen wurde thematisiert: Eine Gruppe analysierte die Wege, die Frauen in Übergangswohnformen erleben und wodurch sich ihre Erfahrungen von denen männlicher Betroffener unterscheiden. Ein weiteres Team arbeitete zum Thema freiwillige Rückkehr von Geflüchteten in ihr Herkunftsland. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie sich dieser Schritt auf das psychosoziale Wohlbefinden der Rückkehrenden sowie ihrer Familienmitglieder auswirkt und welche Herausforderungen und Ressourcen dabei eine Rolle spielen.

Die intensive Projektarbeit zeigte deutlich, dass in den verschiedenen Ländern ähnliche Themen die Soziale Arbeit beschäftigten. Unterschiede zeigen sich die strukturellen Rahmenbedingungen, zum Beispiel die Rolle kommunaler Angebote, die Finanzierung oder die Verankerung sozialarbeiterischer Prävention. Gerade dieser Vergleich wurde von den Studierenden als besonders wertvoll hervorgehoben.

Praxiseinblicke und interkultureller Austausch Praxiseinblicke in die Soziale Arbeit in Sachsen gewannen die Teilnehmenden unter anderem bei Besuchen der JVA Chemnitz mit Einblicken in die Sozialarbeit im Strafvollzug, bei Different People e.V. einer Beratungsstelle für queere Menschen; im Seniorenzentrum Azurit sowie bei Salute e.V. mit dem Fokus auf Beratungsarbeit mit Frauen in besonderen Lebenslagen. Viele Studierende berichteten im Anschluss, wie sehr sie die Offenheit der Fachkräfte beeindruckte und dass gerade der vergleichende Blick half, theoretische Konzepte einzuordnen und die eigene Perspektive zu reflektieren.

Auch abseits der fachlichen Arbeit boten die Hochschule und Hochschulstadt Mittweida reichlich Raum für Begegnung: mit deutschen und internationalen Studierenden des „Cosmo Club“ der Hochschule mit Austausch zu studentischem Leben in Europa oder bei der Stadtführung, organisiert von Studierenden des Studiengangs Global Communication in Business and Culture.

Vorreiter Crossing Borders

Die Fakultät Soziale Arbeit der HSMW hat „Crossing Borders“ im Jahr 2004 ins Leben gerufen und führt es seitdem jährlich durch. Seit 2021 fördert es der DAAD über das Programm ERASMUS+ im Rahmen seiner Förderrichtlinie für Blended Intensive Programmes. Aktuell sind sechs europäische Partnerhochschulen Teil von „Crossing Borders“ und ermöglichen ihren Studierenden und Lehrenden die Teilnahme: neben der HSMW die Western Norway University of Applied Sciences, die Inholland University, Niederlande, die Odisee University of Applied Sciences, Belgien, die University of Western England in Bristol und als neue Partnerin der Complutense Universidad Madrid, Spanien.