Energiewende im Quartier gestalten

Energiewende im Quartier gestalten

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„Energie im Dialog“ an der Hochschule Mittweida bringt Wissenschaftler:innen und Fachleute aus der Praxis zusammen. Das Mittweidaer Reallabor „Telewerk“ zeigt, wie Energiewende umgesetzt wird.

Gruppenfoto mit 32 Personen, darunter eine weibliche, vor einem Backsteingebäude mit der Aufschrift "Werkbank 32"
Gemeinsam an der Werkbank: Wissenschaft und Praxis bei „Energie im Dialog“.

Der Strom kommt aus der Steckdose – doch damit das auch morgen noch zuverlässig funktioniert, steht die Energiewirtschaft vor enormen Herausforderungen. Der wachsende Anteil erneuerbarer Energien, die zunehmende Einspeisung aus dezentralen Anlagen wie Balkonkraftwerken, die steigende Zahl an Elektrofahrzeugen und Wärmepumpen sowie neue gesetzliche Vorgaben zur Netzstabilität und Verbrauchssteuerung verändern die Anforderungen an Planung, Technik und Marktrollen, das heißt an zum Beispiel Erzeuger, Netz- und Messtellenbetreiber, grundlegend.

Gleichzeitig rücken die Kund:innen stärker in den Fokus – als aktive Teilnehmer:innen der Energiewende. Autarke oder teilautarke Quartiere, lokale Energiegemeinschaften und die intelligente Steuerung von Erzeugern und Verbrauchern eröffnen neue Handlungsspielräume, stellen aber auch neue Anforderungen an Koordination, Infrastruktur und regulatorische Umsetzung.

Alle Akteur:innen im Austausch

Am 11. November 2025 zeigte die Hochschule Mittweida (HSMW), wie sich angesichts dieser Herausforderungen technische Innovationen, rechtliche Rahmenbedingungen und konkrete Anwendungen sinnvoll zusammenbringen lassen. Das Institut für Energiemanagement (ifem) der HSMW hatte dazu unter dem Motto „Energie im Dialog – Forschung trifft Praxis in die Werkbank32 eingeladen. Über 30 Teilnehmende aus der Immobilienwirtschaft, von Energieversorgern und Netzbetreibern, von Kammern, Agenturen, Hochschulen und IT-Dienstleistungsunternehmen nutzten die Gelegenheit zum Austausch. 

Im Mittelpunkt standen praxisnahe Lösungen zur Integration von E-Fahrzeugen in lokale Energiesysteme, zur Entwicklung digitaler Steuerungstechnologien und zur Umsetzung gemeinschaftlicher Energieversorgung auf Quartiersebene. Die Vorträge und Diskussionen stellten Antworten aus der Forschung auf wichtige Fragen der Praxis vor: Wie kann die Energieversorgung vor Ort stabil, nachhaltig und bezahlbar organisiert werden? Wie lassen sich Verbrauch und Erzeugung netzdienlich ausbalancieren? Und wie können neue Marktmodelle und gesetzliche Vorgaben in die Realität übertragen werden?

Anschauungsobjekt Telewerk

Wie an der HSMW Forschung Praxis ganz konkret trifft, konnten die Teilnehmenden beim Rundgang durch das Reallabor Telewerk erleben. Zusammen mit der Werkbank 32 und dem Tiny-Haus AMSEL bildet Telewerk ein Quartier, mit dem die Wissenschaftler:innen bei laufender Nutzung demonstrieren, wie reale Gebäude, Solaranlagen, Speicher und Ladepunkte vernetzt sind – und wie mithilfe intelligenter Systeme Verbrauch, Einspeisung und Lastverschiebung koordiniert werden. Möglich wurden Telewerk und AMSEL über die Förderung durch den simul+-Innovationshub des Sächsischen Staatsministeriums für Infrastruktur und Landesentwicklung (SMIL).

Für Professor Ralf Hartig, Leiter des ifem, war „Energie im Dialog“ ein voller Erfolg: „Die Veranstaltung hat eindrucksvoll gezeigt: Die Energiewende braucht Austausch, gemeinsames Lernen und mutige Pilotprojekte – besonders auf Quartiersebene. Genau hier braucht es Veranstaltungsformate wie dieses, die Forschung und Praxis zusammenbringen.“

Für das Jahr 2026 plant das ifem die nächste Veranstaltung „Energie im Dialog“ mit Schwerpunkt auf aktuellen Herausforderungen der Energieversorgung und dem Reallbaor Telewerk als Forschungs- und Demonstrationsgebäude. Dabei greifen die Mittweidaer Wissenschaftler:innen jeweils ein zentrales Zukunftsthema auf, das für Forschung, Netzbetreiber und Energieakteure gleichermaßen relevant ist.

Über das ifem

Das Institut für Energiemanagement (ifem) an der HSMW forscht seit vielen Jahren an den Schnittstellen von Energie, Digitalisierung und Gesellschaft. Gemeinsam mit Partnern aus Energieversorgung, Wohnungswirtschaft, IT und Kommunen entwickelt das ifem Lösungen für ein vernetztes, dezentrales und resilientes Energiesystem. Im Mittelpunkt stehen lokale Energiemärkte, intelligente Mess- und Steuerungstechnologien, regulatorische Umsetzungsstrategien und reale Testumgebungen – wie das Reallabor Telewerk in Mittweida.