Testen und Optimieren bis zur letzten Minute
Testen und Optimieren bis zur letzten Minute
TMM, das Formula-Student-Team der HSMW, vor dem ersten Rennen der Saison.
Bevor „Red Viper“ am 12. Juli auf dem TT Circuit im niederländischen Assen ihre Rennpremiere hat, dreht der Elektro-Rennbolide von Technikum Mittweida Motorsport (TMM) sprichwörtlich bis zur letzten Minute seine Testrunden auf dem Sachsenring. TMM ist das Formula-Student-Team der HSMW, und Red Viper heißt das neue Fahrzeug, mit dem die Studierenden in der Saison 2025 an den Start gehen.
„Die vielen Testtage, die wir in den vergangenen Monaten durchgeführt haben, sind ein zentrales Element in der Entwicklungsphase unseres Rennwagens“, sagt Paula Bachmann, Marketing-Leiterin von TMM. Die 19-Jährige engagiert sich seit Anfang des Jahres neben ihrem Studium in Global Communication in Business and Culture ehrenamtlich im Rennteam ihrer Hochschule. „Wir versuchen, mindestens einmal pro Woche auf dem 40 Kilometer entfernten Testgelände zu fahren. Die Daten, die wir sammeln, nutzen wir noch vor Ort für die Optimierung oder später in unserer Werkstatt in Mittweida“.
Ein Testnachmittag auf dem Sachsenring liefert wertvolle Erkenntnisse zum Beispiel für Anpassungen am Fahrwerk und der Software. Fehler und Schwächen des Autos lassen sich auf einer Stecke besser ermitteln, die so aufgebaut ist wie beim Rennevent. Einzelne Disziplinen wie das Skid Pad, eine kreisförmige, ebene Strecke, die einer Acht gleicht, oder der 22 Kilometer lange Endurance, wo es auf die Ausdauer ankommt, werden gezielt simuliert.
Während der Fahrt zeichnet Red Viper mit Hilfe zahlreicher Sensoren wichtige Live-Diagnosedaten auf, zum Beispiel den momentanen Stromverbrauch oder die Temperatur im Akku. Die Abstimmung des Batterie-Management-Systems ist eine der wichtigsten und schwierigsten Aufgaben bei einem Elektrorennwagen. Deshalb gibt es bei TMM auch eine Hauptabteilung Elektronik. Die Teammitglieder erhalten die Messdaten live auf ihre Mobiltelefone.
Neben der Hauptabteilung Elektronik gibt es eine für die Mechanik. Die Leiter:innen beider Abteilungen und die TMM-Teamleitung bereiten den Testtag genau vor, stimmen einen strukturierten Testplan ab und sorgen dafür, dass alle Beteiligten wissen, was sie erwartet. Kommunikation ist dabei das A und O – auf dem Testgelände erfolgt sie meist direkt über Messenger, per Anruf oder mit Walkie-Talkies, schnell und pragmatisch.
Auch die Kommunikation nach außen ist wichtig, und Marketing ist neben den technischen und fahrerischen Disziplinen entscheidend im Formula Student-Wettbewerb. So erstellt die Marketingabteilung beim Testnachmittag Foto- und Videomaterial für Web und Social Media und akquiriert Sponsoren. Im „Unterstützer-Team“ von TMM sind in dieser Saison unter anderem die Spielbank Chemnitz, der Raumtextilienshop, Lysel in Plauen und Falkenstein sowie Igaming. Paula Bachmann freut sich: „Herzlichen Dank für die Unterstützung. Ohne sie wären unsere Rennteilnahmen nicht finanzierbar.“
So unterschiedlich die Disziplinen, die für eine erfolgreiche Rennsaison alles geben müssen, so unterschiedlich sind die rund einhundert studentischen Köpfe von TMM. Sie kommen aus (fast) allen Fakultäten der HSMW. Und so wird jeder Testtag auch zum Team-Event mit zusammenschweißenden Erlebnissen im Blick auf die Saison. Nach dem Auftakt in Assen geht es – mit echten Rennerfahrungen und weiteren Tests auf dem Sachsenring – Ende August auf dem Transpolis Testtrack am Fuß der französischen Alpen weiter. Das Ziel formuliert Ben Sander (26), Teamleiter-Technik und Student der Physikalischen Technik noch vorsichtig: „In dieser Saison möchten wir in der Endurance-Wertung unter die Top 20 fahren. Testtage bringen uns diesem Ziel Schritt für Schritt näher, mit Engagement, Technik und echter Teamarbeit.“
Text: Paula Bachmann/Helmut Hammer
Fotos: TMM