Die Sterne vom Himmel geholt
Die Sterne vom Himmel geholt
Estnischer Staatspräsident Alar Karis trifft in Mittweida auf das Miteinander von Wissenschaft, Wirtschaft und Stadt. Es gab viele Referenzen auf den in Estland geborenen Mittweidaer Studenten und Erfinder Bernhard Schmidt. Der Besuch war aber zukunftsorientiert.
Einst holte sich der Este Bernhard Schmidt (1879–1935) in Mittweida mit seinen handgeschliffenen Spiegeln und Linsen die Sterne vom Himmel. Für den Erfindergeist des Astro-Optikers waren die Hochschule und die Hochschulstadt Mittweida Anfang des 20. Jahrhunderts das richtige Zuhause. Drei Jahrzehnte lebte er dort.
Am 8. Mai 2025 besuchte der estnische Staatspräsident Alar Karis die mittelsächsische Hochschulstadt. Die estnische Botschafterin Marika Linntam und weitere Vertreter:innen aus dem baltischen Staat begleiteten ihn in die Werkbank 32. In diesem Innovations- und Gründungszentrum der Volksbank Mittweida arbeiten Wissenschaft, Wirtschaft und Stadt eng zusammen, um mit dem heutigen Erfindergeist aus der Hochschule die Region zu stärken und sie attraktiver für Menschen und Investitionen zu machen.
Bildnachweis Fotos Bernhard Schmidt: Porträt: Stadtarchiv Mittweida; Sternwarte: Hochschularchiv Mittweida
Rektor Volker Tolkmitt stellte den Gästen seine Hochschule vor, die sich heute als „grenzenloses Experimentierfeld der Möglichkeiten“ versteht und damit an die aktuellen Bedingungen für ihre Studierenden und für die Innovationen ihrer Forschenden anknüpft. „Wir sprechen nicht über Institutionen oder Strukturen. Wir sprechen über Menschen und Ideen. Und auf diese Weise sind wir mit unseren Projekten sehr erfolgreich“, betonte Tolkmitt am Ausgang der Präsentation. Die Referenz auf den früheren Studenten aus Estland lag auf der Hand: „Wir freuen uns, die Heimathochschule von Bernhard Schmidt zu sein, und wir teilen seinen Innovationsgeist.“


Die anschließende Begegnung der rund 30-köpfigen estnischen Delegation und der (mittel-)sächsischen Vertreter:innen in Mittweida stand unter der Überschrift „Building Bridges – estnisch-sächsischer Wirtschaftsdialog“, unter anderem mit Impulsen von Alar Karis, dem sächsischen Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow und Max Jankowsky, dem Präsidenten der IHK Chemnitz. Im Fokus waren Zukunftsthemen wie Digitalisierung, Forschung, Innovation und die verstärkte Zusammenarbeit von Unternehmen in beiden Ländern. Das Treffen bot unmittelbar Gelegenheit zum Netzwerken. Es war nicht der erste Austausch. Seit 2019 befördert die Volksbank Mittweida den Brückenbau ins Baltikum und betreibt seit 2021 in der Hochschulstadt den weltweit einzigen „D(e)-Estonia Showroom“. Der war Schauplatz für den Auftakt des Besuchs von Alar Karis: die Eintragung ins Goldene Buch der Stadt, deren Oberbürgermeister Ralf Schreiber zum ersten Mal ein ausländisches Staatsoberhaupt begrüßen konnte.
Was also tags zuvor schon in Dresden bildlich „eine Etage höher“ stattfand – im Steigenberger-Hotel das Treffen mit dem Ministerpräsidenten und Vertreter:innen aus der sächsischen Politik und Wirtschaft beim „Estland-Sachsen Wirtschaftsforum“ und die Eröffnung der Ausstellung „Spiegel im Spiegel“ in den Staatlichen Kunstsammlungen (Bernhard Schmidt hätte sich gefreut) – das erlebte Alar Karis – sichtlich beeindruckt – am Donnerstag ganz ähnlich und ganz anders in der mittelsächsischen Hochschulstadt: zeitlich und räumlich kompakt, intensiv, zum Anfassen sozusagen, eben typisch Mittweida.