Daten für Taten – 2. Sozialbericht für den Landkreis Mittelsachsen

Daten für Taten – 2. Sozialbericht für den Landkreis Mittelsachsen

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Wissenschaftlerinnen der Fakultät Soziale Arbeit erforschen Lebenslagen im Landkreis.

500 Seiten Daten für Taten: Wissenschaftlerinnen der Hochschule Mittweida haben nach zweijähriger Arbeit den 2. Sozialbericht für den Landkreis Mittelsachsen vorgelegt.
500 Seiten Daten für Taten: Wissenschaftlerinnen der Hochschule Mittweida haben nach zweijähriger Arbeit den 2. Sozialbericht für den Landkreis Mittelsachsen vorgelegt.

Wie sind Jung und Alt in Mittelsachsen verteilt? In welchen Bereichen und in welchem Umfang arbeiten die Menschen in Mittelsachsen? Wie steht es um die Gesundheit der Kinder? Welche Möglichkeiten, Hilfe und Unterstützung zu bekommen, haben die Menschen hier? Wo engagieren sie sich freiwillig? Wer geht zur Wahl?

Antworten auf diese aktuellen Fragen gibt es im 2. Sozialbericht für den Landkreis Mittelsachsen. Knapp zwei Jahre haben Wissenschaftlerinnen der Fakultät Soziale Arbeit an der Hochschule Mittweida intensiv an dem fast 500 Seiten umfassenden Bericht gearbeitet. Im Dezember 2020 hat ihn das Landratsamt veröffentlicht. Erstmals sind Ergebnisse aus dem Bericht zusätzlich auch in sog. „Leichter Sprache“ verfügbar.

Mit der Veröffentlichung des 2. Sozialberichts ist im erfolgreich laufenden Kooperationsprojekt der Fakultät Soziale Arbeit und dem Landratsamt Mittelsachsen ein weiterer Meilenstein erreicht. Die Fortschreibung der Sozialberichterstattung erlaubt nun erstmalig, längerfristige Entwicklungen darzustellen und bereits eingeleitete Maßnahmen kritisch zu prüfen.

So zeigt der Bericht unter anderem: Die Bevölkerung ist weiter geschrumpft, die Menschen werden immer älter und es ist ein deutlicher Rückgang im erwerbsfähigen Alter beobachtbar, auch weil es mehr Abwanderung als Zuwanderung gibt.  Gleichzeitig steigt die Zahl der Schüler seit Jahren kontinuierlich. Insbesondere junge Menschen im Landkreis zu halten und Fachkräfte sowie ihre Familien zu gewinnen, ist eine Herausforderung für den Landkreis.
Der Anteil der Kinder mit Sprachauffälligkeiten bei Schulanfängern ist leicht rückläufig. Jedoch weist insgesamt noch immer fast ein Drittel der untersuchten Kinder Sprachauffälligkeiten auf. Der Anteil übergewichtiger Kinder ist seit 2015 wieder leicht rückläufig.

Bereits seit dem Jahr 2010 liefert ein Sozialmonitoring wichtige Daten aus dem Landkreis. Im Jahr 2014 begann die gemeinsame Arbeit der Fakultät Soziale Arbeit und des Landratsamts Mittelsachsen im Projekt „Aufbau bzw. Entwicklung einer Sozialberichterstattung für den Landkreis Mittelsachsen“. Der 1. Sozialbericht erschien im Februar 2017.

Unter der Leitung von Frau Prof.in Dr.in Isolde Heintze haben nun die Sozialwissenschaftlerinnen Tabea Esche und Friederike Haubold das Sozialmonitoring fortgeführt und auf dessen Grundlage den 2. Sozialbericht erstellt.

Neue Schwerpunkte und Aktualisierung einer wichtigen Entscheidungsgrundlage

Isolde Heintze freut sich über das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit: „Mit dem 2. Sozialbericht ist es gelungen, die kommunale Sozialberichterstattung im Landkreis Mittelsachsen nachhaltig zu etablieren. Zusammen mit dem 1. Sozialbericht stehen nun umfassende, regionale Informationen über die Entwicklung wichtiger sozialer Daten und Lebenslagen im zeitlichen Verlauf ab 2010 zur Verfügung. Beide Sozialberichte bilden für die Landkreisverwaltung, für kommunale Politiker*innen sowie für Akteure der Sozialen Arbeit eine fundierte Daten- und Arbeitsgrundlage, die zukunftsweisende Planungs- und Entscheidungsprozesse unterstützen kann. Aber auch Bürger*innen des Landkreises sind eingeladen, sich mithilfe des Berichts Einblick in die Unterschiedlichkeit der Lebenslagen zu verschaffen, darüber in den Austausch zu kommen und den Landkreis perspektivisch weiterhin mitzugestalten.“

Die Autorinnen des 2. Sozialberichts: Tabea Esche, Prof. Dr. Isolde Heintze und Friederike Haubold von  der Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule Mittweida. (Foto vom Dezember 2019)

Der 2. Sozialbericht setzt neue inhaltliche Schwerpunkte, führt aber als Längsschnittstudie auch Bewährtes erfolgreich fort:
Neu sind Untersuchungen zur Bleibeperspektive angehender Akademiker*innen, zur Überschuldungssituation im Landkreis, zu Suchterkrankungen und zum bürgerschaftlichen Engagement von Mittelsächs*innen. Mit der vertiefenden Betrachtung dieser vier ausgewählten Themen lassen sich weitere Handlungsfelder ableiten, um flächendeckend und bereichsübergreifend sozialen Problemlagen entgegenzusteuern.
Aktualisiert und weitergezeichnet haben die Wissenschaftlerinnen das umfassende Bild der Lage der Einwohner*innen Mittelsachsens über die Auswertung von Daten zur demografischen Entwicklung, zur Einkommens- und Finanzsituation, zur Gesundheit sowie zur Gewährleistung sozialer Teilhabe. Der 2. Sozialbericht erlaubt so den nachhaltigen Blick mit der sozialen Lupe in die Kommunen Mittelsachsens hinein.

Für Jörg Höllmüller, 2. Beigeordneter des Landkreises Mittelsachsen, ist der jetzt veröffentlichte 2. Sozialbericht eine unverzichtbare Grundlage für anstehende Entscheidungen: „Der Sozialbericht soll wieder ‚Daten für Taten‘ liefern. Er ist als nützliches Instrument für die Kommunalpolitik, für soziale Akteure sowie interessierte Bürger gedacht.“

Kommunale Sozialplanung als Praxisforschungsfeld für Studierende

Die Arbeiten am 2. Sozialbericht gaben viele Anknüpfungspunkte und Forschungsfragen für anwendungsnahe Praxisforschungsprojekte der Masterstudierenden der Sozialen Arbeit. Friederike Haubold: „Die Erkenntnisse aus den studentischen Projekten geben wertvolle Impulse für die praktische Arbeit der Verantwortlichen. Gleichzeitig bietet der Austausch mit erfahrenen Praktiker*innen den Studierenden einen direkten Einblick in das vielfältige Handeln der kommunalen Sozialverwaltung und damit in ein mögliches Arbeitsfeld nach dem Masterabschluss.“

So beschäftigen sich die Studierenden über drei Semester hinweg von Wintersemester 2018/19 bis zum Wintersemester 2019/20 z.B. mit der Frage, wie sich die Schülerzahlen an Schulen mit Förderschwerpunkt in der Region Döbeln entwickeln und welche Schlussfolgerungen daraus die Landkreisverwaltung bei der Standortentwicklungsplanung berücksichtigen sollte. Daneben wurden Situationen der Überschuldung und deren Ursachen näher unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit verweisen darauf, dass gezielte Präventions- und Bildungsangebote für unterschiedliche Alters- und Zielgruppen dazu beitragen, dass Menschen nicht erst in die Situation der Überschuldung kommen und lernen, verantwortungsvoller mit dem Thema Geld und Schulden umzugehen. Schließlich haben weitere Studierende in ihrem Praxisforschungsprojekt danach gefragt, welche Möglichkeiten der Beratung und Information zum Thema Pflege im ländlichen Raum es eigentlich gibt und wo sich Interessierte dazu informieren würden. Die Antworten auf diese Frage bilden die Grundlage für die Weiterentwicklung bestehender Angebote und Netzwerkstrukturen in der Pflege.

Der 2. Sozialbericht des Landkreises Mittelsachsen steht zum Download zur Verfügung.