Mehr zu managen, als sich messen lässt

Mehr zu managen, als sich messen lässt

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Vorletzte Ringvorlesung zu „Moderne Führung - wenn der Chef aus der Hängematte steuert“

Prof. Dr. Silke Meyer, Fakultät<br>Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Mittweida

Wie sieht eine moderne Entscheidungsunterstützung heute aus? In der 13. Ringvorlesung stellt Prof. Dr. Silke Meyer, die Informationsmanagement an der Hochschule Mittweida lehrt, diese Frage und geht dabei von analytischen Informationssystemen aus: Business Intelligence (BI) genannt. BI kann interne und externe Daten integrieren und flexibel auswerten sowie in verschiedenster Form tabellarisch und grafisch im Unternehmen verteilen. Praktisch bedeutet das: Der Chef, die Chefin kann auf die aktuellen Kennzahlen des Unternehmens vom Smartphone aus der Hängematte zugreifen. Mehr noch: Er oder sie werden informiert, wenn kritische Situationen vom System erkannt werden, beispielsweise weil bestimmte Kennzahlenschwellwerte unter- oder überschritten werden.

Der Mangel daran: Nur die im Vorfeld definierten Kennzahlen stehen im Fokus der Aufmerksamkeit. In Zeiten immer schwankender Märkte mit unvorhersehbaren Veränderungen im Wirtschafts- und Finanzsystem ist das zu wenig. Das Unternehmen muss agiler werden. Hier kommen die dafür ausgebildeten Fachkräfte ins Spiel. Mit ihren Fähigkeiten zur Interpretation der Daten, ihrem Prozesswissen und der gewissen Kreativität, bringen Sie den Firmenbetrieb voran.

Silke Meyer gibt aber zu bedenken, dass eben nicht nur Kennzahlen wichtig für gute Managemententscheidungen sind, sondern vor allem auch implizites Wissen, das sich nicht ausdrücken und IT-technisch abbilden lässt. Zudem ist nicht nur das Expertenwissen der Manager, sondern auch das der Mitarbeiter mit ihren Erfahrungen direkt "vor Ort" nötig. Der Blick sollte wieder auf das wichtigste Potential eines Unternehmens gerichtet werden: die Mitarbeiter. Eine Unternehmenskultur des Vertrauens, der Offenheit und des konstruktiven Umgangs mit Fehlern sollte den Einsatz von BI-Systemen einbetten. Letztlich ist wesentlich mehr zu managen, als das, was sich messen lässt, so das Fazit der Referentin.

Nächsten Mittwoch: Moderner Kinderschutz - ganzheitliche Hilfe oder autoritäres Risikomanagement?

Am Mittwoch, dem 18. Juni, zur letzten Vorlesung dieser Reihe referiert der Sozialpädagoge Prof. Dr. habil. Reinhart Wolff vom "Qualitätsentwicklung e. V." Freie Universität Berlin und der Alice Salomon Hochschule Berlin über modernen Kinderschutz. Er ist Gründungsmitglied des Kronberger Kreises für Dialog und des Kinderschutz-Zentrums Berlin e.V. Der Soziologe spricht darüber, wie Kinder heutzutage geschützt werden können. Denn Sicherheit und Risiko sind zu Schlüsselworten unserer Zeit geworden. Sie spielen strategisch auch im modernen Kinderschutz eine Rolle. Im Zuge der medialen Skandalisierung tödlicher Kindesmisshandlungsfälle, droht Kinderschutz zu einem autoritären Risikomanagement zu werden. In der kritischen Analyse des international bekannten Kinderschutzfachmanns wird daher gefragt: Bleiben ganzheitliche Hilfe, Schutz und Förderung von Kindern und Eltern dabei auf der Strecke?

Zeit: Mittwoch, 18. Juni, 17:45 Uhr

Ort: Carl-Georg-Weitzel-Bau (Haus 1 der Hochschule), Raum 1-019C, Technikumplatz 17 - oder im Livestream

Alle Veranstaltungen der 2. Öffentlichen Ringvorlesung an der Hochschule im Überblick hier.

Alle Hochschulangehörigen sowie Bürgerinnen und Bürger der Stadt sind herzlich eingeladen.