Nachhaltiger Forschenden-Austausch auf Kreta
Nachhaltiger Forschenden-Austausch auf Kreta
EURECA-PRO-Konferenz zieht angehende und erfahrene Forschende nach Griechenland.
Wenn aus neun europäischen Hochschulen eine über Länder verteilte European University mit rund 250.000 Hochschulangehörigen wird, dann bedeutet das: neue Perspektiven, neue Erkenntnisse – und immer wieder neue Gelegenheiten.
Das gilt auch für die von EURECA-PRO organisierte International Conference on Responsible Consumption and Production in Chania auf Kreta, bei der vom 23. bis 24. September 2025 gleich drei Forschungsvorhaben von Forscher:innen der Hochschule Mittweida (HSMW) den Diskurs mitgestalteten.
Forensik, Sozialwissenschaften und Lasertechnologie mögen nicht die ersten Begriffe sein, wenn man an EURECA-PROs Kernthema „nachhaltiges Konsumieren und Produzieren“ denkt. Doch genau diese drei Bereiche vertraten die HSMW bei der Konferenz.
Warum Smart-Home-Geräte ein Nachhaltigkeitsproblem haben
Felix Fischer, wissenschaftlicher Projektmitarbeiter des FoSIL-Teams und Promovend an der Hochschule Mittweida forscht zu neuen Möglichkeiten und Herausforderungen, die sich bei der Nutzung von Smart Home-Geräten durch den EU Data Act für die Forensik, die IT-Sicherheit und die Interaktionen zwischen den Geräten ergeben. Scheinbar weit entfernt vom Bereich des nachhaltigen Konsumierens und Produzierens, brachte ihn die Konferenzankündigung auf die Idee, seine Forschung unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu betrachten.
„Der Markt für Smart Home-Geräte ist schnelllebig. Viele Produktneuentwicklungen in kurzer Zeit führen dazu, dass Hersteller verkaufte Geräte nicht mehr lukrativ betreiben können und die Software-Unterstützung einstellen. Obwohl die Geräte technisch noch funktionieren, sind sie für Endnutzer:innen ohne den Cloud-Dienst nicht mehr nutzbar“, erklärt Fischer. In der Wissenschaft wird dieser Effekt Software-Obsoleszenz genannt. Das Risiko der geringeren Nutzungsdauer steigt und kann zu mehr Elektro-Schrott und einem höherem Ressourcenverbrauch führen.
Lasertechnik: Von der Natur inspiriert zum sparsameren Ozean-Riesen
Am Laserinstitut Hochschule Mittweida (LHM) forscht eine Arbeitsgruppe der Laserbionik an mikroskaligen Oberflächenstrukturen, die mittels Laser hergestellt werden und besondere Funktionen nachbilden. „Hohe Aktualität hat für uns gerade die sogenannte Riblet-Oberfläche, die die Haifischhaut imitiert. Die Schuppen sind mit einer rippenartigen Struktur durchzogen, die die Reibung zwischen Wasser und Haut reduziert und den Hai damit sehr schnell gleiten lassen. Eine mögliche technische Anwendung für die lasergefertigten Riblet sind Schiffsschrauben, die wir jetzt bald in der Praxis testen. Ziel ist, dass sich Schiffe mit einem geringeren Energiebedarf bewegen können“, erklärt Dr. Jörg Schille aus der Forschung und Entwicklung des LHM.
Das Beispiel der imitierten Haihaut zeige, dass Nachhaltigkeit eine wesentliche Rolle bei der Forschung am Mittweidaer Laserinstitut spiele, obwohl sie bisher nicht im Vordergrund stand. „Die Teilnahme an der Konferenz war für uns ein Auftakt, der uns ermöglicht, neue Zielgruppen mit unseren Forschungsergebnissen anzusprechen und auch Möglichkeiten und Partner für neue Forschungsvorhaben zu finden“, resümiert Schille.
Wie kann Soziale Arbeit zu verantwortungsvoller Produktion beitragen?
Katrin Naumann, Fakultät Soziale Arbeit, und Dr. Markus Lohse, ehemaliger Dozent, forschten in den vergangenen zwei Jahren zum Konzept „Students as Partners“, also zu der Frage: Wie können Studierende auf partnerschaftlicher Basis in die Gestaltung von Lehre eingebunden werden? Zentraler Gedanke ist nachhaltige Lehre im Sinne der Leistungsunterstützung und des Wohlbefindens von Studierenden.
„Äußere Faktoren, die auf Studierende aus dem nicht-universitären Umfeld wirken, kann ich als Lehrkraft mitdenken, aber nicht beeinflussen. Internale Faktoren hingegen schon“, erklärt Lohse. Die Feedbackmöglichkeit für Studierende über den gesamten Studienprozess hinweg, spielt dabei eine wesentliche Rolle.
Naumann und Lohse ziehen nach der Konferenz ähnliche Schlüsse wie ihre Kolleg:innen: „Es war insbesondere spannend aus der eigenen Bubble herauszutreten und sich mit Menschen, die in nicht-sozialen Bereichen forschen und arbeiten, auszutauschen. Da merkt man schnell, dass manche Themen gar nicht so weit weg von uns als Menschen sind und die Frage aufwerfen: Wie gehen wir mit dem um, was uns umgibt?“, schildert Naumann. Lohse ergänzt: „Und das spielt die Frage auch wieder an uns zurück: Wie kann Soziale Arbeit dazu beitragen, Lebensräume lebenswerter zu machen?“
Über die International Conference on Responsible Consumption and Production
Nach vier Ausgaben hat sich die aus der Hochschulallianz EURECA-PRO organisierte internationale Konferenz für nachhaltiges Konsumieren und Produzieren zu einem internationalen Forum für den Austausch zwischen jungen und erfahrenen Forschenden im Bereich der Nachhaltigkeit entwickelt.
Alle angenommenen und vorgestellten Paper in diesem Jahr werden in einem indexierten Tagungsband der renommierten Springer World Sustainability Book Series veröffentlicht. Autor:innen ausgewählter Beiträge sind zudem eingeladen, für eine Sonderausgabe der Zeitschrift Circular Economy and Sustainability einen vollständigen Artikel zu entwickeln.



