Rauschendes Tanzfest mit wissenschaftlichem Ausfallschritt

Rauschendes Tanzfest mit wissenschaftlichem Ausfallschritt

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Der Seniorenball - ein Projekt von Hochschule Mittweida und SoPro e.V.

Wie beim Wiener Hofball.<br>Showtanz beim Seniorenball in Magdeburg<br>(Foto: Steffi Pretz, photo&more)

Der Tanz ist mit einem ungeschliffenen Diamanten vergleichbar. Es braucht viel Kraft, Liebe und Hingabe, um ihm Eleganz, Schönheit und Ausdruck zu verleihen. Ein Höchstalter gibt es dafür nicht.
So veranstaltete am 22. Juni der Verein für soziale Projekte - SoPro e.V. in Zusammenarbeit mit der Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule Mittweida den Mitteldeutschen Seniorenball in Magdeburg. Nach zwei Sächsischen Seniorenbällen in Dresden in den vergangenen Jahren wagte sich der Verein mit seinem Projekt vor ein überregionales Publikum und bot eine festliche Gala für die ältere Generation. Das besondere Konzept versprach eine attraktive Ballkultur ohne die Hürde hoher Eintrittsgelder, verbunden mit dem Anspruch, mobile und hilfebedürftige Menschen miteinander zu verbinden. Etwa 450 Gäste erlebten dann auch in Anlehnung an die Wiener Ballkultur im mit 6000 Blumen prächtig geschmückten AMO-Kulturzentrum Magdeburg einen stimmungsvollen Streifzug durch die Welt des Tanzes und der Musik.

Mit Spaß: Professionelle Tänzer und prominente Unterhalter begeistern

Damit dies gelang, hatten sich die Veranstalter aus Sachsen prominente Unterstützung eingeladen: Als Schirmherr konnte der Sozialminister von Sachsen-Anhalt, Norbert Bischoff gewonnen werden. Und den Ehrenschutz gewährten Simone Rethel-Heesters, Botschafterin der Initiative "Altern in Würde" und langjährige Ehefrau von Johannes Heesters, sowie Professor Lotte Tobisch-Labotýn, frühere Direktorin des Wiener Opernballs und Ehrenpräsidentin der Alzheimer-Liga in Österreich. Die Stargäste Olaf Berger, Julia Axen und Dorit Gäbler erinnerten musikalisch in dem von Ina-Maria Federowski moderierten "Kessel Buntes" an vergangene Zeiten.
Das Weltmeisterpaar und die Sieger der ARD-Masters-Gala Ralf und Olga Müller boten faszinierenden lateinamerikanischen Kürtanz. Turniertanzpaare der Sonderklasse vom TSC Magdeburg zeigten neben einer Walzerformation einen Reigen klassischer Standardtänze. Die Tanzschule Diefert präsentierte Altberliner Tänze und Rock´n Roll. Bemerkenswert war auch der Auftritt von zwei Seniorentanzgruppen mit eigens entwickelten Choreographien.

Zwischen den Programmpunkten strömte das Publikum selbst aufs Parkett und ließ keinen Tanz aus. Den Veranstaltern war wichtig, Menschen mit Demenz, mit psychischen Erkrankungen sowie altersbedingten Beeinträchtigungen zu integrieren. Das gelang, denn auch schon das Zusehen, Schunkeln und das Tanzen im Sitzen machten denen Freude, die nicht in der Lage waren, auf das Parkett zu gehen. Es war für alle ein rauschendes Tanzfest.

Mit Methode: Das Ballprojekt wird wissenschaftlich begleitet

Hinter und neben dem Projekt Seniorenball steckt viel wissenschaftliches Engagement. Studierende der Hochschule Magdeburg/Stendal hatten im Vorfeld viel motivationale Arbeit in Pflegeeinrichtungen geleistet. Und Studierende aus Mittweida/Roßwein hatten sich in einem empirischen Sozialforschungsprojekt mit der präventiven Bedeutung von Musik und Tanz beschäftigt.

Mit dem gemeinschaftlichen Ballprojekt bedienen die Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule Mittweida und die Fakultät Sozial- und Gesundheitswesen der Hochschule Magdeburg/Stendal zwei wesentliche Praxisforschungsperspektiven:

Während die Magdeburger Studierenden im Masterstudiengang Angewandte Gerontologie alte Menschen aus Pflegeeinrichtungen in Sachsen-Anhalt zur Teilnahme am Ballgeschehen motiviert haben und im Nachgang Grundbedingungen für spezifische Partizipation formulierten, so konzentrierten sich die Mittweidaer Studierenden im Projektmodul "Partizipation im Alter" mithilfe Methoden der qualitativen Sozialforschung auf die präventive Bedeutung von Musik und Tanz im Alter. Sie entwickelten ein Interviewleitfaden, um Möglichkeiten und Grenzen sowie Bedarfe von tanz- und musikgestützter Arbeit konturieren und biographie- sowie generationenbezogen abstrahieren zu können. Über die empirische Methode der teilnehmenden Beobachtung wurde in ersten Ansätzen deutlich, wie körperliche Betätigung und Bewegung sowie das Musizieren morbiditätskompressiv wirken können, also dazu beitragen können, den immer älter werdenden Menschen mehr gesunde Jahre im Alter zu ermöglichen. Im weiteren Auswertungsprozess wollen die Projektpartner Kriterien zur Generierung weiterer kleinerer tanz- und ballkulturspezifischer Angebote entwickeln, wobei in besonderem Maße vorhandene Integrations- und Inklusionskonzepte der gegenwärtigen Altenhilfelandschaften in Mitteldeutschland einbezogen werden sollen.

Mit Fortsetzung: Nächster Seniorenball im September in Dresden

Im Ballhaus Watzke in Dresden findet am 27. und 28. September im gleichen Format der dritte Sächsische Seniorenball statt.

Informationen hier