Ein Amerikaner in Mittweida

Ein Amerikaner in Mittweida

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Martin Anselm, Professor am renommierten Rochester Institute of Technology (RIT) in den USA, hat Wurzeln in Mittweida. Die Hochschule Mittweida und das RIT wollen enger in der Forschung und beim Studierendenaustausch zusammenarbeiten.

Eine männliche Person blickt lächelnd in die Kamera. Mit dem rechten Zeigefinger zeigt sie auf das Schwarzweiß-Porträt eines Mannes, das neben weiteren Porträts in gleichen schlichten Holzrahmen in zwei Riehen an der Wand im Hintergrund aufgehängt ist.
That’s him: Urgroßvater Julius Anselm in der Galerie der früheren Direktoren und Rektoren der Hochschule Mittweida. Sein Urenkel Prof. Martin Anselm vom Rochester Institute of Technology in den USA möchte die Zusammenarbeit zwischen Rochester und Mittweida intensivieren.

Internationale Mobilität von Wissenschaftler:innen gehört zum akademischen Alltag: Coronabedingt war das Lehren und Forschen in – und aus – fernen Ländern in den vergangenen Jahren zwar stark eingeschränkt, aber im Jahr 2022 reiste man wieder: aus Mittweida in die Welt, und die Welt kam wieder nach Mittweida. Manche waren schon zweimal in diesem Jahr hier, wie Professor Martin Anselm vom Rochester Institute of Technology im US-Bundesstaat New York. Das mag daran liegen, dass den Professor neben der wissenschaftlichen Zusammenarbeit auch ein Stück Familiengeschichte mit der Hochschulstadt und der Hochschule Mittweida verbindet: Sein Großvater hatte zeitweise einen Lehrauftrag an der Hochschule Mittweida. Sein Urgroßvater Julius Anselm war von 1901 bis 1948 am damaligen Technikum tätig, darunter viele Jahre als Direktor.

Von Rochester nach Mittweida

Vom 10. bis 25. Mai war Martin Anselm mit zwei Kolleg:innen und 24 Studierenden zur inzwischen vierten gemeinsamen „Field School on Automotive Electronics“ an der Mittweidaer Fakultät Ingenieurwissenschaften und damit im Mutterland des Automobils.

Zuverlässigkeitsbewertungen sind Forschungsschwerpunkt von Martin Anselm. Er sammelte 12 Jahre Forschungserfahrung in der Industrie im Bereich Fehleranalyse, bevor er 2014 Professor am RIT wurde. Für mobile Geräte untersuchte er beispielsweise die Haltbarkeit von Lötverbindungen, wenn äußere Belastungen auf die Geräte einwirken.

Der zweite Besuch vom 17. Juli bis 1. August diente neben Lehre und Austausch zu seinem Forschungsschwerpunkt vor allem dazu, die Möglichkeiten für die Vertiefung der Partnerschaft Mittweida und Rochester zu besprechen. Sowohl in der Forschung als auch im Austausch von Studierenden sieht man auf beiden Seiten des großen Teichs weitere Anknüpfungspunkte über Programme wie die Field-School und Disziplinen wie die Ingenieurwissenschaften hinaus.

Auch die Mittweidaer Fakultät Ingenieurwissenschaften forscht daran, wie Bauteile im Blick auf ihre mechanischen Eigenschaften und Werkstoffe in ihren chemischen Eigenschaften zuverlässig und effizient geprüft und optimiert werden können. Die Forschungsinteressen ergänzen sich und die Zusammenarbeit bietet sich an. Den Anfang wird die gegenseitige Betreuung von Abschlussarbeiten von Studierenden beider Hochschulen machen.

Martin Anselm: „Ich freue mich, dass wir künftig die Partnerschaft auch in der Forschung und beim Austausch in Studienprogrammen vertiefen wollen. Schon die Field-School in Mittweida zeigt, dass viele unserer Studierenden die Möglichkeit nutzen, ihre fachlichen und kulturellen Kompetenzen zu erweitern und ihre Unsicherheiten in einem fremden Land zu überwinden.“

Von Mittweida nach Rochester

Eine erste gemeinsame Field-School in Rochester und damit der erste Besuch einer Gruppe deutscher Studierender verschiedener Disziplinen ist für das Jahr 2023 geplant. Dann will auch Volker Tolkmitt, designierter Rektor der Hochschule Mittweida, seinen Antrittsbesuch beim Partner in den USA machen: „Das RIT ist eine renommierte Universität in den Vereinigten Staaten, mit 20.000 Studierenden ein wenig größer als die Hochschule Mittweida. Umso mehr freue ich mich, dass die persönlichen und wissenschaftlichen Beziehungen von Martin Anselm nach Mittweida die Tür öffnen für eine erweiterte Partnerschaft, von der vor allem die Studierenden beider Hochschulen profitieren werden.“

Als „Vorhut“ von Tolkmitt reiste im Juli PD Dr. Gunter Süß, Studiendirektor des IKKS der Hochschule Mittweida, zum Gegenbesuch nach Rochester, um Möglichkeiten für Kooperationen und Studierendenaustausch in den Medien-, Kultur- und Sozialwissenschaften zu sondieren: „Das reicht von Online-Gastvorträgen über 14-tägige Kurzaufenthalte kleinerer Gruppen wie bei der Field-School bis zu Auslandssemestern“, so Süß.

Bereits heute ist es zwei bis drei Mittweidaer Studierenden technischer Disziplinen pro Jahr möglich, ein Auslandssemester am RIT zu verbringen. Die Studiengebühren von zurzeit ca. 30.000 US-Dollar pro Semester werden über die Austauschplätze finanziert und fallen für die Mittweidaer Studierenden nicht an. Interessierte Studierende wenden sich hierfür an das Professor Frank Weidermann.