Elektrisiert und beflügelt: Black Mamba am Start zur Formula Student

Elektrisiert und beflügelt: Black Mamba am Start zur Formula Student

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Das Motorsport-Team der Hochschule Mittweida TMM präsentierte neusten Rennwagen. Elektrisch und nachhaltig. Flügelpaten unterstützen das Team in der kommenden Rennsaison.

Das Foto zeigt einen jungen Mann im Rennwagen sitzend. Der Rennwagen befindet sich in einem großen Raum. Hinter dem Rennwagen stehen Personen, die Details begutachten. Im Hintergrund sind weitere Personen zu sehen, die das Auto bestaunen.
Probesitzen im neuen Auto: TMM-Technikchef Mika Schuster. Mit Black Mamba startet das Motorsport-Team der Hochschule Mittweida in die neue Formula-Student-Saison.

Sie ist eine der schnellsten ihrer Art: die Schwarze Mamba. Bis auf die Farbe verbieten sich aber weitere Anspielungen zur Giftschlange beim „Black Mamba“ getauften Rennboliden von Technikum Mittweida Motorsport, kurz TMM. Denn Gift verspritzt das Auto dank Elektronantrieb nicht, und auch bei der internationalen „Formula Student“ geht es zwar um viel, aber nicht um Leben und Tod. Beim Rollout am Mittwochabend vergangener Woche (20.10.2021) präsentierte das Team sein neues Auto stolz und feierlich der Öffentlichkeit.

Nach „el Cobra“ (2018) ist „Black Mamba“ der zweite elektrische Rennwagen des Mittweidaer Hochschulteams. Davor gab es in der inzwischen 15-jährigen Geschichte von TMM sechs Autos mit Verbrennungsmotor. Den Anfang machte im Jahr 2006 das „Eisenschwein“ für die Rennsaison 2007/08, mit 365 Kilogramm deutlich schwerer und mit 65 PS deutlich schwächer als sein jüngster elektrischer Nachfahre. Der wiegt 230 Kilogramm und hat 68 kW, also 92 PS. Auch zum unmittelbaren Vorgänger "el Cobra" konnte das studentische Team noch einmal vieles besser machen: Ein leichterer und kompakter bauender Motor, eine Verkleidung aus nachhaltiger Flachsfaser und ein neues Aeropaket, Ergebnis einer Diplomarbeit, sind einige der Verbesserungen.

In den kommenden Monaten bis zum ersten Rennen bei der Formula Student im Juli 2022 in der Schweiz steht das Feintuning vor allem am Akkusystem und am Aeropaket an. Dessen Flügel sorgen für die ideale Kombination aus Windschlüpfrigkeit und Abtrieb – und sie bieten viel Platz für die Aufkleber der „Flügelpaten“, die TMM derzeit noch sucht.

Für Hochschulkanzlerin Sylvia Bäßler steht neben den Erfolgen der Mittweidaer Rennboliden und den dafür technischen Leistungen aber vor allem das Teambuildung im Mittelpunkt. „TMM steht wie kein anderes Projekt an der Hochschule Mittweida für das Miteinander und die Vernetzung unter den Fakultäten.“ Die Hochschulleitung unterstützt dieses Projekt deshalb von Beginn an.

Gemeinsame Sache: Projekt über die Disziplinen hinweg

Das Team besteht aus derzeit fast 50 studentischen Mitgliedern verschiedener Disziplinen. Denn beim internationalen „Formula Student“-Wettbewerb geht es nicht darum, einfach das schnellste Auto zu konstruieren, zu bauen und zu fahren. Höhepunkte bei den Rennen sind zwar die dynamischen Disziplinen, also die Leistung auf der Strecke, aber die Hochschul-Teams treten mit einem „Gesamtpaket“ gegeneinander an, das über Konstruktion und Rennperformance hinaus auch aus Finanzplanung und Marketing besteht. So engagieren nicht nur Studierende aus den Ingenieurwissenschaften im Motorsportteam, sondern zum Beispiel auch Kommilton:innen aus Betriebswirtschaftslehre, Medienmanagement und Allgemeiner und Digitaler Forensik.

Begleitet und unterstützt werden sie dabei von sogenannten Faculty Advisors. Frank Weidermann, Professor für Konstruktion, ist einer von ihnen und von Anfang an dabei. In einer kurzen Talkrunde vor der Enthüllung des neuen Autos erinnerte er sich an die Anfangsjahre mit einem kleinen Team und dem einen oder anderen Rückschlag bei den ersten Rennen. Aber auch die Zukunft spielte beim Rollout natürlich eine Rolle. Dabei werden nicht nur die Rennen mit dem aktuellen Auto Black Mamba spannend. Auch die weitere Entwicklung des Wettbewerbs bietet immer neue Herausforderungen. Professor Weidermann: "Das Reglement der Formula Student schreibt uns zukünftig auch das autonome Fahren ins Lastenheft. ‚Driverless‘ heißt die Kategorie. ‚Fahrerlos‘ - das tut dem Rennfahrerherz ein bisschen weh und ist auch technologisch nicht ohne, aber wir werden die Herausforderung annehmen. Die Kompetenzen in Sachen IT und KI haben wir an der Hochschule Mittweida und wir werden gemeinsam auch erfolgreich am fahrerlosen TMM-Rennwagen arbeiten.“

Zur Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen der Hochschule kommen zahlreiche Sponsoren wie Finanzen.de, ohne deren Hilfe die TMM-Rennboliden nicht entwickelt werden könnten und keinen Meter fahren würden. Einige waren beim feierlichen Rollout dabei, andere verfolgten den Livestream aus dem Studio B der Hochschule. Nachzuschauen ist das Event auf dem YouTube-Kanal von TMM.

Denise Schernau studiert Wirtschaftsingenieurwesen und ist die kaufmännische Leiterin von TMM. Sie sagte nach der Präsentation: „Ich bin stolz auf die Techniker, die zuletzt vorwiegend abteilungsübergreifend zusammengearbeitet haben. Sie sind in den letzten Wochen über sich hinausgewachsen und haben durch ihr Engagement dafür gesorgt, dass wir einen tollen Abend mit der Black Mamba und denjenigen hatten, die uns auf dem Weg der Fertigstellung unterstützt haben. Das war und ist wirklich ganz große Klasse! Jetzt heißt es, das Auto optimal auf die Rennsaison vorzubereiten.“

Die Schwarze Mamba schafft übrigens maximal 20 Kilometer pro Stunde. Black Mamba theoretisch 130, aber darauf kommt es in den Rennen gar nicht an.

Über die Formula Student

Die Formula Student ist ein internationaler Konstruktionswettbewerb, bei diesem motorsportbegeisterte Studierende in Eigenarbeit einen einsitzigen Rennwagen konstruieren. Erstmals wurde er im Jahr 1981 in den USA ausgetragen, der erste europäische Wettbewerb fand 1999 in England statt. das deutsche Pendant wird seit dem Jahr 2006 jährlich unter der Schirmherrschaft des Verein Deutscher Ingenieure e. V. ausgerichtet, ein Wettbewerb mit elektrisch angetriebenen Wagen wurde erstmal im Jahr 2010 ausgetragen.

Jährlich nehmen über 550 Teams an diesem weltweiten Wettkampf in verschiedenen Ländern der Welt teil. Dabei müssen sie verschiedene Disziplinen absolvieren, die von einer internationalen Jury bewertet werden. Am Ende zählen neben der Performance des Rennwagens auch Design, Kostenanalyse und ein Vermarktungskonzept. Darüber hinaus haben Studierende die Möglichkeit, Kontakte mit Partner und Sponsoren aus der Wirtschaft zu knüpfen, wertvolle fachliche und soziale Kompetenz aufzubauen und diese anzuwenden.

Fotos: 8: Lisa Frommhold; 1-7, 9: Helmut Hammer